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Das fortdauernde Thau- und Regenwetter, wo-
durch alle Wege grundlos wurden, verzoͤgerte immerdar
die allgemeinen Heer-Bewegungen bis zum Beginnen
besserer Witterung. Die Franzosen begnuͤgten sich in-
dessen mit Einschliessung der Vestungen Graudenz, Kol-
berg und Danzig. Am furchtbarsten widerstand von die-
sen Danzig. Denn ohnehin schon durch Ueberschwem-
mungen, Moraͤste, Schanzenketten und das Fort Weich-
selmünde stark, ward es durch 20,000 Preußen und
Rußen unter Kalkreuth's Befehl männlich vertheidigt.
Erst gegen die Mitte Aprils empfieng Marschall Lefe-
bre hier hundert Stück Belagerungs-Geschütz aus
Cüstrin, Stettin, Breslau und Glogau gesammelt. Vor-
her schon (20ten März) hatte er, durch Vertreibung der
Abtheilung Rouquette von der frischen Neerung, die
Vestung von der Verbindung mit Pillau abgeschnitten.
Als er darauf die preußischen Verschanzungen auf dem
Hagelsberg (12ten April), dann die feindliche Redoute
vor dem Olivathor (15ten April) erstürmt hatte, konnte
er die Beschiessung von Danzig aus jenen hundert Stück
Vier und zwanzigpfündern mit Kraft beginnen (26ten
März). Das badische Kriegsvolk unter ihrem Erbgroß-
herzog, deßgleichen die Sachsen und Polen, erndteten
vor Danzig nicht geringe Ehre durch ihre Tapferkeit.
Schon mit den ersten Maitagen waren Napolon's
ungeheuere Rüstungen zur Erdffnung des weitern Feld-
zugs vollendet. Es hatten 160,000 Conscribirte niche
nur die Lücken im franzdsischen Heere ergänzt, die durch
Schlachten und Treffen und Krankheiten entstanden wa-
ren, sondern auch die Stärke desselben um 100,000 Mann
vermehrt. Die Einberufung der Conscription vom Jahre
1808 gab eine neue Menschenmasse zu fünf Reserve-