Full text: Kriegsgeschichte von Bayern unter König Maximilian Joseph I. Zweiter Band. (2)

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des Inn-, Eisack= und Etsch-Kreises") menschenfreund- 
lich gezielt hatte. 
  
6.) Dieser Aufruf, wichtig durch die darin gegebenen That- 
sachen, für die Geschichte, lautet folgendermaßen: 
„Der Name Tiroler galt einst durch Europa als Be- 
zeichnung von Biederkeit und Treue; der #ite April 1800 
hat ihn geschändet. Was seit 1525 nicht geschehen war, 
die Fahne der Empörung wurde geschwungen. Tückisch 
überfielen sie die Krieger ihres Königs, welche, zum 
Schutße des Landes gesandt, auf des Tirolers Geradheit 
vertrauten; Grausamkeiten sind geschehen, wie sie nur der 
wüthende Wilde America's begehet, und die geplünderten 
Häuser, die ausgeraubten Cassen, die verschleppten Ge- 
wehre und Waffen enthüllen die wahre Absicht der Aufrüh- 
ter. Die Grafschaft Tirol wurde im Preßburger-Vertrage 
feierlich dem Könige von Baiern abgetreten, und die 
Stände dieses Landes durch eine vom österreichischen Kaiser 
abgeordnete Hof-Commission förmlich ihrer Ppflichten gegen 
den vorigen Landesherrn entlassen. Im April 1806 berief 
der König den engern Ausschuß nach Innsbruck, vernahm 
dessen Wünsche, und ließ in der hergebrachten Form seine 
Ansinnen an ihn gelangen. Erst zwei Jahre darnach, als 
die Regierung durch eigene Erfahrung und durch das Bei- 
spiel anderer Staaten belehrt, eine Regeneration der be- 
stehenden Verfassungen als nothwendig erkannte, wenn 
nicht Einheit des Willens und Schnellkraft des Vollzuges 
und Liebe für's gemeinsame Vaterland unter der Eifer- 
sucht sich wechselseitig befeindender Provinz-Bewohner er- 
liegen sollte, da mußten, wie in Altbaiern und Neuburg, 
so in Tirol und Vorarlberg die bisher bestandenen land- 
schaftlichen Corporationen der allgemeinen, dem Geiste 
und den Bedürfnissen der Zeit angepaßten National-Re- 
präsentation Platz machen. Die Grundsäße, nach welchen 
sie constituirt werden soll, sind ausgesprochen: Ihr wer- 
det den Geist, der euere ehemglige Verfassung auszeich-
	        
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