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erschreckte diese altgedienten, vom trefflichen Geiste beseel-
ten Kriegesleute nicht. Mit einer schonen Haltung, wie
auf dem Paradeplatz, Alle in Kleidung und Waffen, seit
dem vorigen Tage wie zu einem Fest, sorgfältiger ange-
than, flößten sie durch ihre Ruhe den Bewohnern Wiens
Erstaunen, den Kämpfenden neues Vertrauen, den Flücht-
lingen Scham ein.
Als Generallieutenant Wrede das linke Ufer der
Donau betrat, schwankte er einen Augenblick, ob er nicht
dem bedrängten linken Flügel des französischen Heeres zur
Hüälfe gehen solle? Doch hatte ihm Napoleon allzu-
bestimmt eine Aufstellung neben den französischen Garden
gebieten lassen. Er begab sich daher in Person eiligst
zum Kaiser selbst, und war nicht wenig erstaunt, diesen
außerordentlichen Mann, auch nachdem er ihm das Schick-
sal des linken Flugels genau geschildert hatte, in einer
Ruhe und Unbefangenheit zu sehen, als wäre er ein Ge-
bieter der Verhängnisse. Weit entfernt, die bayerische
Division, schon bis auf tausend Schritt herangekommen,
zur Unterstützung des fort und fort weichenden Flugels zu
verwenden, befahl er ihr, sich ungesäumt seinen Garden
anzureihen. Es geschah. Die Garden jauchzten ihr bei
der Ankunft grüßend ein Lebehoch zu; denn Napoleon
selbst hatte in einer kurzen Anrede an die Bayern, ihrer
bisherigen Tapferkeit gedenkend, erklärt, welchen Werth
er auf ihr Ankommen im entscheidenden Augenblick setze.
Wrede verhieß im Namen Aller, als Dank für diese
ehrenreiche Auszeichnung, eine würdige That.
Während die Oesterreicher unter Klenau's und
Collowraths Befehl siegreich. vorschritten, stand Bel-
legarde's Corps unerschütterlich zwischen Aderklaa und
Wagram, die Grenadiere und das Reiter Reserve-Corps