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Carl selbst kam, und sandte den vom Dorf zuruͤckwei-
chenden Truppen neue Verstärkungen. Der bedrohete
Punct seiner Stellung war ihm wichtig. Es kam Col-
lowrath, es kam Klenau, und sie verlängerten den
linken Flügel des österreichischen Heeres. Nun erst er-
kannte der Herzog von Ragusa, daß er es nicht mit der
feindlichen Nachhut, sondern mit der Hauptmacht des
Erzherzogs selbst zu thun habe.
Indessen sah Beckers frische Schlachthaufen der
Feinde gegen das Dorf und sich anrücken. Er forderte
Verstärkung. Er focht mit Verzweiflung, Bajonet gegen
Bajonet. ) Sein Regiment zählte kaum noch 350 Feuer-
gewehre. Uebermannt ward er in voller Unordnung aus
dem Dorfe getrieben, als ihm eben zur Verstärkung das
erste Bataillon vom siebenten Linien-Regiment, zwei
Compagnien vom 15ten Linien-Regiment und eine Com-
pagnie franzbsischer Voltigeurs ankamen. Mit größter
Kaltblütigkeit sammelte er ausserhalb dem Dorfe und er-
kämpfte, vereint mit dem empfangenen Zuzug, das Dorf
aufs Neue. Er trieb seine Gegner verfolgend weit über
dasselbe hinaus. Doch mit frischen Streitmassen verbun-
den, wandten sie sich wieder gegen ihn, und er mußte
nach stundenlanger Gegenwehr den Ort zum anderen
Mahl theilweis aufgeben. Jetzt eilte ihm General Graf
Preising an der Spitze des zweiten Chevaurlegers-Re-
gimentes zum Beistand. Dieser sandte das Leibgeschwa-
*) Erwäbnt werde bei dieser Gelegenheit des wackern Baiern
Michael Mever des öten Regiments, welcher seinen Re-
giments-Commandanten, den Oberstlieutenant Braun,
durch sein tapferes Benehmen aus den Händen sechs feind-
licher Männer, befreiete.