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General Rouyer war unterdessen ohne Hinderniß
uͤber den Brenner nach Sterzing (ten August) vorge—
schritten. Er ruhete einen Tag, und trat dann (k6ten
August) mit Anbruch des Morgens den Zug nach Briren
an. Schon beim Dorfe Mauls stließ seine Vorhut, wel-
cher auch der baierische Oberlieutenant Baron Wiede-
mann mit einer Kanone und Haubitze der Batterie Van-
douve beigegeben war, auf die Tiroler unter Speck-
bachers Befehl. Sie hatten die Schluchten ringsum,
so wie die Berge, das Stilfter-Joch zum Eingang in das
Sarnenthal, den Punleitner-Steg und den Jaufen wohl
besetzt. Hinter allen Gebüschen lagen zielende Schützen;
von den Bergen rollten große Steinmassen. Beides ver-
ursachte den Sachsen großen Verlust. Doch das baieri-
sche Geschütz und die Weimarer-Jäger fegten das rechte
Eisack-Ufer. Speckbacher zgog sich bis zu der Berg-
schlucht bei der Oberau, wo die Brücke abgebrannt wurde,
und faßte hier Stand. Die Sachsen, mit unerschütter-
lichem Muth, durchbrachen den Verhau bei Mittenwald,
drangen bis zur Obernau, umgiengen mit 200 Mann
über den Riolerberg die untere Au, und dffneten sich so
den Zugang zur abgebrannten Brücke. Wiederholt strm-
ten die Weimarer-Jäger zur Brucke an; aber das wohl-
gerichtete Feuer der Tiroler-Schützen, die herabrollenden
Felsentrümmer, Steine und Baumstämme, brachten ihnen
Tod und Verderben. Die sächsische Infanterie zog sich
nicht ohne Verwirrung zurück, von den vordringenden
Tirolern verfolgt. Oberlieutenant Wiedmann erkannte
aber die Wichtigkeit des Augenblickes und der Behaup-
tung dieses Standpunctes. Er empfing die anrennenden
Massen der Tiroler mit so furchtbarem Kartätschenfeuer,
daß sie schnell und ohne Ordnung wieder bis zur Brücke