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Division Deroy gen Worgl, um die Verbindung mit
Kufstein zu hüten; und am folgenden Morgen (17ten
August) folgte das übrige Heer. General Graf Rech-
berg mit dem zweiten Linien-Regiment nebst zwei
Feuerschlunden, und Seiboltsdorf's Freiwillige, mach-
ten die Nachhut des Ganzen aus. Seiboltsdorf
mußte, um den Uebergang der Sachsen vom linken zum
rechten Ufer des Inn zu decken, die Compagnie Lüne-
schloß dies= und jenseits des Stromes und der Brücke
vertheilen; dann, nach Vollendung des Uebergangs, ließ
er die Brücke abtragen.
Die Tiroler verfolgten die Nachhut fort und fort
mit ihrem Büchsenfeuer. Da war kein Felsen, kein
Waldversteck, keine vortheilhafte Krümmung des Weges,
die sie nicht zu benützen verstanden hätten, wie wacker
ihnen auch die baierischen Schützen erwiederten. Beson-=
ders heftiges Feuer ward aus dem Dorfe Brirlegg und
von den dortigen Anhdhen gemacht. Folge davon war,
daß General Graf Rechberg, zur Warnung der Tiro-
ler, das Dorf mit einigen Granatenwürfen in Brand zu
stecken befahl. Graf Seiboltsdorf aber strafte die
Verwegenheit der aufständischen Bauernhaufen furchtbar
durch ihre Niederlage, indem er zwei Compagnien in sie
eindringen ließ. Das aber schreckte diese nicht. Sie
folgten ihm plänkelnd bis in die Ebene hinter Ratten-
berg, wo er wenige Stunden ruhte; und stürmten, als
er fortzog, um den Heerzug nach Wörgel zu decken, in
größeren Haufen selbst da gegen ihn, wo sich das Land
zu offener Ebene erweiterte. Hier aber entschied die
gewandte und wohlgeordnete Bewegung geübter Krieger-
Reihen schnell den Sieg über die zügellosen Schwärme
der Landleute. Lieutenant Kolbeck, mit einem Zuge
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