Full text: Kriegsgeschichte von Bayern unter König Maximilian Joseph I. Zweiter Band. (2)

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Hinwieder stand das sieggekroͤnte Frankreich jetzt maͤch- 
tiger, denn je, da. Napoleon bauete auf der Grund- 
lage seiner Eroberungen neue, riesenhafte Entwürfe. Sein 
Interesse verwandelte er zum Interesse aller Mächte des 
Festlandes. Er trat dem großen ziele jetzt näher, als es 
je moglich geschienen, nämlich die Thronen des ganzen 
Welttheils mit sich im Verein zur Beugung von Eng- 
lands Macht zu erblicken. 
Vieles, was er noch Ende des Jahres 1800 aus- 
gesprochen hatte, z. B., daß der Rheinstrom Frankreichs 
Grenze, die Unabhängigkeit der Hansestädte geborgen blei- 
ben sollte u. s. w., gab er nachmals wieder auf, da ihn 
sein unermeßliches Glück zu berechtigen schien, weiter 
zu schreiten, als er selbst Anfangs gedacht haben mochte. 
Wenigen Sterblichen ist verliehen, mit derselben Stärke 
die Liebkosungen, wie die Verfolgungen des Schicksals 
zu tragen. 
Unter allen Staaten des rheinischen Bundes hatte 
auch in diesem Kriege Baiern am schwersten gelitten, den 
meisten Kraftaufwand gemacht. Und wie es bei jedem 
der bisherigen Friedensschlüsse eine unaufhrliche Verän- 
derung seiner Grenzen, durch Verluste oder Erweiterun= 
gen, hatte erfahren müssen, so geschah es auch diesmal 
wieder. Kraft der, als Folge des Wiener-Friedens ab- 
geschlossenen Staats-Verträge (25sten Juni 1810) trat es 
an die illirischen Provinzen und das Kbnigreich Italien 
diejenigen Theile Tirols ab, ) welche ihm durch ihren 
Wein= und Seidenbau bedeutsam werden konnten; und 
ver- 
*) Nämlich: den von 226,500 Seelen bewohnten Etschkreis, 
das Gericht Klausen, mit 10,500 Seelen, und die Land- 
gerichte Botzen 2c. im Eisackkreise, mit 44,500 Seelen.
	        
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