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wurde aufs Neue durch franzbsische und bayerische Inge-
nieurs und Artillericofficiere in tüchtigen Vertheidigungs-
stand gesetzt. Rings um die Stadt wurden Batterien und
Verschanzungen angelegt., kleine Dimme gezogen, um
durch Anschwellen eines kleinen Nebenarmes der Polota,
Ueberschwemmung der umliegenden Gegend hervorbringen
zu können. Ganz nahe von der Stadt erhoben sich zwei
große Batterien, jede mit 20 Schießscharten, welche,
wenn der Fall eintrat, die Ufer der Düna und die nach
Petersburg führende Straße vertheidigen konnten. Eben
so befestigte der 2te Heertheil, auf seinem Lagerplatz hin-
ter der Polota, die vortheilhaft scheinenden Puncte von
jenem Flusse an, vorwärts dem Dorfe Spaß, den St.
Taverien Kirchhof, bis links gegen die nach Newel füh-
rende Straße, und hielt also Verbindung mit den von
dem SOten Heertheil angelegten Verschanzungen. Gegen
die Straße von Witepsk und den Hermianer Wald errich-
tete man ebenfalls Batterien, die durch Wassergräben und
Pallisaden unter sich verbunden waren.
Während die Gebände der beinahe gänzlich von Be-
wohnern verlassenen Stadt dem Bedürfniß des ihr feind-
lichen Heeres zum Raube wurden, umgab diese Ruinen
in wenigen Wochen eine kleine Festung, welche aber in
ihrem Innern den Schauplatz des fürchterlichsten Elends
darbot. Verheerende Krankheiten rissen ein, erzeugt oder
vermehrt durch die ungesunde Lage des Ortes und un-
zähliger unbeerdigter Leichname von Menschen und Pfer-
den. Diesen Zustand zu ändern war unmdglich, weil
Langel an allen Lebens= und Leibeobedürfnissen, so wie
an allen Heilmitteln eingetreten war. Vier angelegte
Spitäler und alle Kirchen und Scheunen der Stadt sah
man mit Verwundeten und Sterbenden angefüllt. Der