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und Westphalen bildeten ein Viereck, und gedeckt durch eine
Schuͤtzenlinie, ermuthigt durch das Beispiel ihrer Gene—
rale und Officiere, setzten sie in der groͤßten Ruhe, wie auf
dem Exercierplatz ihren Marsch weiter fort. Obwohl
der bayerische General Baron Stroehl und mehrere
Officiere verwundet, mehrere tavfere Bayern getddtet,
zwei baperische Kanonen, welche die ermatteten Pferde
nicht weiter zu ziehen vermochten, vernagelt zurückgeblieben
waren, sank der Muth dieser Tapfern dennoch nicht. Jeden
Augenblick hoffte man endlich Ersatz aus Wilna hervorbre-
chen zu sehen. Er erschien nicht. Und doch stand da Ge-
neral Loison mit franzbsischer Besatzung. Er regte sich
nicht und schickte weder Mannschaft noch Geschütz vor.
Als endlich die Bayern und die dem französfischen
General Coutard untergeordnete deutsche Brigade, nach
dem größten Verluste und nach den unerhdrtesten Mühen
die Vorstadt von Wilna erreicht hatten, fanden die er-
schopften Krieger, statt der noch immer erwarteten Unter-
stützung, nur beispiellose Verwirrung. Geschütz, Gepäck,
Wagen aller Art, Menschen und Pferde füllten, gleichsam
unaufldsbar in einander verkettet, die sehr enge, nach dem
Thore führende Straße. Bald war das Gedränge beim
Thore lebensgefährlich. Denn schon waren die russischen
Generale Orurk, Lauskoi und der Oberste Sesla-
win, mit leichten Kriegsvôlkern und Geschütz von allen
Seiten gegen Wilna gekommen und hatten Batterien auf
den Hbhen, welche die Vorstadt auf das Nachdrücklichste
beschossen. Jetzt erreichte die Unordnung und Verwirrung
den höchsten Grad. Es ist gewiß, daß, wenn in diesem
Augenblick die zahlreichen Kosaken Wilna angegriffen hät-
ten, statt das stehen gebliebene Gepäck zu plündern, Al-