38 Nach der Katastrophe.
noch nützlich machen zu können. Ich begab mich daher nach
dem Schlosse und meldete mich, meine Dienste anbietend, beim
General-Adjutanten v. Below, welcher zum Kommandanten
des Königlichen Schlosses ernannt war. Ich erhielt daher auch
sogleich den Kuftrag, die Kontrolle über die mit Bürger-
schützen und Bürgerwehren besetzte Schloßwache zu übernehmen
und anderer Zufträge gewärtig zu sein. Don der alten Um-
gebung des Königs waren auch sehr wenige Dersonen ge-
blieben, so daß er in der Umgebung dieser neuen Minister
wie verlassen dastand. Selbst die hofleute ließen sich nicht
sehen und überließen den König seinem Schichsal. Minister
Eraf Stolberg 1) war auch abgetreten; in Hotsdam verweigerte
man ihm in allen Gasthäusern die Kufnahme.
Kls ich nach dem Schloß ham, hatten sich die Flügel-
adjutanten bereits die Bärte abgeschnitten. Quf dem Schloß-
hof wurden Wagen mit Silberzeug und Kostbarkeiten gepacht,
ohne gehindert worden zu sein. Den Schatz hatte man nicht
nötig in Sicherheit zu bringen, da, wie sich später ergab,
kein bares Geld darin war.) Zuf der Straße wagten sich
keine höniglichen oder prinzlichen Lahaien in Cioree zu zeigen;
die Dienerschaft vom Drinzen von Dreußen wurde verfolgt und
insultiert. Keinen Hofwagen sah man fahren . .
Den Zbend war die Stadt teilweise nochmals erleuchtet.
In der Nacht ertönte jedoch falscher Feuerlärm sowie ein
Gerücht, der Drinz von Dreußen habe die Truppen gesammelt
und sei im Knzuge auf Berlin, welches die ganze Stadt in
1) Anton Graf zu Stolberg, Chef der Verwaltung der Domänen
und Jorsten im Ministerium des Kgl. Hauses.
2) Über die Wegschaffung des Schatzes ogl. E. Brandenburg,
Briefwechsel König Iriedrich Wilhelms IV. mit Camphausen S. 31.