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der bethlehemitische Kindermord nicht nötig gewesen. Die Vakzine
hätte den gleichen Zweck erfüllt.“
Wohlgemerkt, Ramello ist ein überzeugter Impffreund! Es
kommt mir immer so vor, und das stelle ich zu meinem großen Be-
dauern recht häufig fest, als ob die Aerzte anderer Staaten ehrlicher
und einwandfreier oder gescheuter und unvoreingenommener seien, als
unsere. Prof. Karl Ruata, Professor der Hygiene an der Universität
Perugia, schreibt in seinem „Apell an die Aerzte Italiens“:
„In dem von unserem Ministerium des Innern heraus-
gegebenen Sanitätsbericht sind aus den 3 Jahren 1906—1908
bei 4099643 öffentlichen Impfungen 4974 Komplikationen ver-
zeichnet. Was sind diese „Komplikationen“? Wir Aerzte wissen
es. Aber diese Zahl von nahezu 5000 „Komplikationen“ sind
nicht der zehnte Teil, weil sie in den allermeisten Fällen gar
nicht zur Anzeige kommen.“
Er schreibt an einer anderen Stelle:
.In den Veröffentlichungen der englischen Regierung über
Todesursachen findet sich auch eine Rubrik: „Tod durch Impfung“.
Die Zahl der bis 1909 zugestandenen Impftodesfälle be-
trug 1100.77
Ich will mit diesen Angaben nur beweisen, daß meine Sammlung
trotz der Fülle des Stoffs nicht vollständig ist. Die obigen Zahlen
kamen mir zu Gesicht, als ich diesen 1. Band bereits abgeschlossen
dem Drucker übergeben und den 2. Band begonnen hatte. An dieser
Stelle mochte ich dann, wenn auch nicht ganz zur Sache gehörig,
einige andere Bemerkungen des Schreibens Ruata's festnageln:
.In Italien, wo es schwer sein dürfte, jemand zu finden,
der nicht geimpft, wieder= und wiedergeimpft ist, herrschten die
schrecklichsten Blatternepidemien. 1901 hatte die Provinz Neapel
allein 2161 Pockentote. Das italienische Heer hatte in 4 Jahren,
1886 —1889, 640 Pockenfälle, obwohl doch alle frisch geimpft
waren. In Ginosa, Apulien, beobachtete lr. Ricciardi Pocken-
fälle 3, 5, 10, 13, 32, 33, 36, 38, 50, 72, 79, 97 Tage nach
der Impfung, von denen nur 1, 2. 5 und 12 davon kamen,
alle übrigen starben. In Bologna kamen 1902 zwei Pockenfalle
vor. Die Pockenkranken kamen ins Lazarett, wo die 9 mit ihnen
in Berührung gekommenen Personen mit Erfolg wiedergeimpft
wurden. Von diesen erkrankten 5, eine erst nach 23 Tagen.“
„Trotz des Reichsimpfgesetzes von 1874 brachte die Epidemie
der Jahre 1880 — 1882 in Deutschland 2707 Pockentote.“