92 ##l. Die Zeit der Fremdherrschaft.
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dichten Haufen. Es entstand eine unbeschreibliche Verwirrung. Alles
stieß und drängte, um sich zu retten; viele wurden zerdrückt und zer-
treten, andere von den Rädern der Wagen und Kanonen zermalmt und
viele in den brausenden Eisstrom gestürzt. Da brachen die Brücken,
Tausende versanken in den Fluten, und die noch nicht hinüber waren,
wurden gefangen genommen. Napoleon lietz die Unglücklichen allein
und eilte auf einem Bauernschlitten von dannen, um in Paris neue
Heere zu rüsten.
3. Bei dem Heere in Rußland schwand nun alle Ordnung.
Jeder dachte nur an seine Rettung. Die wenigsten Reiter hatten noch
ferde, und über dic gefallenen Pferde stürzten die hungrigen Sol-
daten her und verzehrten sie mit wilder Gier. Fiel ein Soldat, so
rissen ihm die Kameraden die Kleider vom Leibe, um sich damit
zu erwärmen. Hatten sich die Halberfrorenen ein Feuer angezündet,
so jagten sie heranstürmende Kosaken davon, oder man fand sie später
als Leichen um die erloschene Glut. Nur ein armseliger Rest entging
dem Verderben. Von den 30 000 Bayern, die mit Napoleon nach
Rußland gezogen waren, kehrten nur etwa 300 in die Heimat zurück.
Das Volk sang damals von Napoleons Heer:
Es irrt durch Schner und Wald umher
Das große mächt'ge Frantenheer;
Der Kaiser auf der Flucht,
Soldaten ohne Zucht.
Mit Mann und Noß und Wagen
Hat sie der Herr geschlagen.