LX. Die Zeit des Ringens nach Einheit und Freihelt. 95
ogen die Verbündeten als Sieger in Paris ein. Napoleon wurde des
khrones entsetzt und nach der Insel Elba im Mittelmeere verbannt.
Die Schmach, welche er unserm Vaterlande angethan, war getilgt.
94. Schlacht bei Waterloo und Ende
des Krieges.
1. Mit einem Häuflein seiner alten Soldaten verließ Napoleon
die Insel Elba wieder und landete am 1. März 1815 an Frankreichs
Küste. Jubelnd wurde er aufgenommen, und die gegen ihn ausge-
sandien Regimenter gingen unter dem Rufe: „Es lebe der Kaiser!“
zu ihm über, so daß er in kurzem triumphierend seinen Einzug in
Paritz halten konnte. Der gresse Blücher mit seinen Preußen und
der englische Feldherr Wellington mit einem aus Engländern, Hollän--
dern und Hannoveranern gemischten Heere drangen durch Belgien nach
der französischen Grenze vor. Rasch rückte ihnen Napoleon entgegen,
und das Preußenheer mußte vor dem übermächtigen Feinde das Veld
räumen.
2. Am 18. Juni kam es bei dem Dorfe Waterloo in der Nähe
von Brüssel abermals zu einer großen Schlacht. Wellington, der dort
mit seiner Armee stand, hatte Klächer gebeten, ihm zwei Heerhaufen
zu Hilfe zu schicken, wenn Napoleon angreifen würde. „Nicht mit zwei
Haufen,“ ließ ihm Blücher sagen, „sondern mit meinem ganzen Heere
werde ich kommen, und wenn die Franzosen uns nicht angreifen, werden
wir sie angreifen.“ Frischen Mutes trat er am frühen Morgen mit
seinen Preußen den Marsch an. Heftiger Regen rauschte hernieder. Der
Boden war so aufgeweicht, daß Fußvolk und Reiter kaum weiter kamen,
und die Räder der Kanonen oft bis an die Achse einsanken. Da sprengte
Blücher von Trupp zu Trupp und mahnte: „Vorwärts, Kinder,
vorwärts:“ „Es geht nicht, Vater Blücher! es ist unmöglich," schallt
es ihm entgegen. „Kinder, es muß gehen,“ ruft er wieder, „ich hab'
es ja meinem Bruder Wellington versprochen. Ich had'’ es versprochen,
hört Ihr wohl? Ihr wollt doch nicht, daß ich wortbrüchig werden
soll!“ Und es ging mit Gottes Hilfe dem Ziele entgegen.
3. Unterdessen stand Wellington mit seinen Kriegern schon im
heißesten Kampfe: Sturm auf Sturm wird von ihnen abgeschlagen;
aber allmählich erschöpft sich ihre Kraft. Schon liegen 10000 Mann
tot oder verwundet auf dem Schlachtfelde. Da seufzt der unerschütter-
liche Wellington: „Ich wollte, es wäre Nacht, oder die Preußen
kämen!“ Und fiehe, sie kommen. Kanonendonner im Rücken und zur
Rechten des Feindes verkündet ihr Anrücken. „Das ist der alte
Blücher,“ ruft Wellington hoch erfreut; die ermatteten Krieger atmen
auf. Unter Trommelwirbel und Trompetengeschmetter wird nun der
Feind von drei Seiten gefaßt. Es eutstehr ein gräßliches Blutbad;
bald tkönt aus den Reihen der Franzosen der Ruf: „Rette sich wer