Full text: Deutsche Geschichte für Schule und Haus nach den Forderungen der Gegenwart für das Königreich Bayern.

  
  
106 IX. Die Zeit des Ringens nach Einheit und Freiheit. 
ehernen Standbilder von Tilly und Wrede aufgestellt. Fast alle 
Sehenswürdigkeiten Münchens verdanken ihm ihre Entstehung. Doch 
auch andere Städte ließ er nicht leer ausgehen. Er stellte die Dome 
zu Regensburg, Bamberg und Speier wieder her. In Aschaffenburg 
erbaute er das Pompejannmm. Dem Erzbischof Julius Echter errichtete 
er in Würzburg ein ehernes Denkmal. So finden wir im ganzen 
Lande Zeugen und Spuren seiner künstlerischen Thätigkeit. 
5. Zweinndzwanzig Jahre hatte Ludwig über Bayern regiert, 
als die von Frankreich ausgehende Februarrevolution des Jahres 1848 
auch in Bayern ihre Wellen schlug. Da Ludwig mik manchen For- 
derungen des Volkes nicht ganz einverstanden war, so entsagte er der 
Regierung zu Gunsten seines Sohnes Maximilian. Ludwig lebte noch 
zwanzig Jahre. In der Walhalla fand dann sein Standbild Auf- 
nahme. 
107. König Wilhelm I. von Preußen. 
1. Was durch Einigkeit zu erreichen war, das hatten die Freiheits- 
kriege dem deutschen Volke gezeigt; die Wünsche vieler Vaterlands- 
freunde gingen deshalb darauf hinaus, wieder ein einiges deutsches 
Reich mit einem Kaiser an der Spitze zu schaffen. Dieser Einheits- 
gedanke fand aber auch viele Gegner. Dennoch arbeiteten einsichtsvolle 
Nänner in der Stille unverdrossen an der Einigung, und als im 
Jahre 1848 eine allgemeine Bewegung durch ganz Europa ging, kamen 
auch in Frankfurt am Main Männer aus allen Teilen Deutschlands zu- 
sammen, um aufs neue die Einigung Deutschlands zu bewirken. 
Friedrich Wilhelm IV. von Preußen war zum Kaiser ersehen; 
aber er konnte sich nicht entschließen, die Kaiserkrone anzunehmen, da 
nach seiner Meinung das Volk allein nicht das Recht habe, über die 
Krone zu verfügen. Dem König Wilhelm I. von Preußen war es 
vorbehalten, die Wiederaufrichtung des deutschen Kaiserreiches zu voll- 
ziehen und damit den längstgehegten Wunsch des deutschen Volkes zu 
erfüllen. 
2. Wilhelm I. wurde am 22. März 1797, zur Zeit der Knecht- 
schaft, geboren. Als er mit den Eltern vor Napoleon fliehen mußte, 
sprach die Mutter: „Weint meinem Andenken eine Thräne; aber be- 
gnügt euch nicht mit Thränen, sondern handelt! Werdet Männer!“" 
Wilhelm ist ein Mann geworden und hat als solcher gehandelt. 
Bereits als Jüngling hat er den Feldzug in Frankreich an der Seite 
des Vaters mitgemacht und ist mit den Siegern in Paris eingezogen. 
1829 verheiratete er sich mit der Prinzessin Augusta von Sachsen- 
Weimar; sie bekamen einen Sohn und eine Tochter. Der Sohn war 
der spätere Kronprinz Friedrich Wilhelm und nachmalige Kaiser 
Friedrich 1II., die Tochter ist die jetzige Großherzogin von Baden. 
Im Jahre 1840 starb Wilhelms Vater, und Friedrich Wilhelm IV. 
wurde König. Da dieser keine Kinder hatte, so war Wilhelm der
	        
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