110 IX. Die Zeit des Ningens nach Einheit und Freiheit.
an den Waldrändern waren umgehauen, um der Jufanterie, die hinter
denselben stand, als Brustwehren zu dienen. Prinz Friedrich Karl
kam mit seinem Heere zuerst in die Schlacht; sie begann morgens um
8 Uhr. Unter dem Schutze der preußischen Kanonen rückte die In-
fanterie vor. Bald war der Ubergang über die Bistritz bei Sadowa
erzwungen; aber damit waren die preußischen Truppen auch in das
vernichtende Granatfener der Ostreicher gekommen. Der größte Helden-
mut gehörte dazu, hier auszuharren. Schritt für Schritt ernenerte
sich der Kampf um die Dörfer und Waldstrecken des Bistritzthales.
von Stunde zu Stunde wuchs die Gefahr; aber die Anwesenheit des
Königs, der die Gefahren und Anstrengungen seines Heeres teilte,
begeisterte die Truppen immer wieder aufs neue. Der Kronprinz war
mit seinem Heere am weitesten zurück, er konnte deshalb nicht von
Anfang her am Kampfe teilnehmen. Der strömende Regen und der
durchweichte Boden erschwerten das Vorrücken; dazu stieg die Straße
von Höhe zu Höhe steiler auf. Endlich, um 2 Uhr nachmittags, traf
der Kronprinz ein, und nahm sogleich am Kampfe teil. Die Östreicher
erkannten nun, daß die Schlacht für sie verloren sei, und gingen
sliehend auf die Festung Königgrätz zu.
3. Nun verfolgten die Sieger die immer weiter zurückweichende
östreichische Armee in der Richtung gegen Wien. In Nikolsburg,
12 Meilen von Wien, nahm der König sein Hauptquartier und er-
wartete das Ende der Friedensverhandlungen. Auch in Süddeutschland
hatten die Preußen über die hessischen und bayerischen Truppen gesiegt
und drangen bis nach Würzburg und Nürnberg vor. Der Nikols-
burger Waffenstillstand beendete am 2. August die Feindfeligkeiten.
I11. Ver Norddeutsche Bund.
Die Friedensverhandlungen zwischen Preußen und Ostreich wurden
zu Prag gepflogen. OÖstreich mußte danach ganz aus dem Deutschen
Bunde austreten, auf jede Einmischung in deutsche Angelegenheit
verzichten und 60 Millionen Mark Kriegskosten bezahlen. Seitdem
ist Ostreich ein Kaiserreich für sich und Wien seine Hauptstadt; Berlin
aber ist Deutschlands Hauptstadt geworden. Hannover, Kurhessen mit
Nassau und Frankfurr a. M., die zu Östreich gehalten hatten, sowie
Schleswig-Holstein wurden dem preußischen Staate einverleibt und
galten fortan als preußische Provinzen. Im Berliner Frieden mußte
Bayern an Preußen 30 Millionen Gulden Kriegsentschädigung ent-
richten und mehrere Bezirke (Orb, Gersfeld) mit etwa 34000 Ein-
wohnern abtreten. An Stelle des Deutschen Bundes trat nun der
Norddeutsche Bund, zu dem sich zweiunndzwanzig norddeutsche Staaten
unter Preußens Führung vereinigten. Außerdem wurde ein Schutz-
und Trutzbündnis mit den süddeutschen Staaten abgeschlossen. Beide
wurden durch die Mainlinie getrennt; bald sollte auch diese letzte
Scheidewand fallen.