Full text: Deutsche Geschichte für Schule und Haus nach den Forderungen der Gegenwart für das Königreich Bayern.

IX. Die Zeit des Ringens nach Einheit und Freiheit. 113 
Verdun antrat, befand sich die zweite Armee bereits auf dem Marsche 
von Pont à Mousson nach der Straße Metz-Verdun. Schon am 
Morgen des 16. August trafen ihre Spitzen bei Mars la Tour und 
Vionville, zwei Meilen westlich von Metz, auf den Feind. Mit gewal- 
tiger Kraftanstrengung wurde er gefaßt und auf Metz zurückgeworfen. 
Der gerade Rückzug nach Verdun war ihm verlegt. 
2. Bazaine wollte den Durchbruch noch einmal versuchen. Er 
hatte eine neue und sehr feste Stellung eine Meile westlich von Metz. 
auf dem sehr bergigen Gelände von Gravelotte eingenommen. Da 
er am 17. August nicht anzugreifen wagte, so benutzte König Wilhelm 
diesen Tag, die Truppen, welche noch auf dem rechten Moselufer 
standen, heranzuziehen, um dann die Franzosen nach Metz zurück- 
zuwerfen. Der überaus heiße Kampf beginnt gegen Mittag des 
18. August. Unter schweren Verlusten gehen die Deutschen gegen 
die verschanzten Höhen vor. Auf beiden Seiten wird mit großer 
Tapferkeit gekämpft. Tote häufen sich auf Tote in den Schluchten, 
an den Abhängen, in den Dorfgassen. Moltke fendet den Befehl 
ab, der Angriff solle jetzt nicht wiederholt werden; da frürzen schon 
die zertrümmerten Bataillone unserer braben Krieger den Abhang 
herab; immer wuchtiger drängen die Franzosen vor. Erst als die 
Sachsen und Garden kommen, die weiter zurücck gestanden hatten, bringen 
sie den Feind auf seinem rechten Flügel zum Weichen. Gleichzeitig 
geht auch das Centrum siegreich vor, und als dann noch die Pommern 
kommen, die bereits seit zwei Uhr morgens auf dem Marsche gewesen 
sind, da ertönt durch alle Schluchten und von allen Hügeln des 
weiten Schlachtfeldes das Signal: das Ganze vorschreiten! Ein lautes, 
allgemeines Hurra begrüßt den Klang. Es geht vorwärts, immer 
weiter hinan, hinauf, und wie die Feinde sich auch sträuben, sie müssen 
weichen, hinunter von den Höhen, weit über Gravelotte hinaus, in 
die Festungswerke von Metz hinein. Moltke kommt erhitzt aus dem 
Schlachtgetümmel zum Könige geritten und berichtet: „Majestät, der 
Sieg ist unser; der Feind ist auf allen Punkten geschlagen“. 
3. Der beste Teil des französischen Heeres war in die Festung 
gedrängt, und es war nun Aufgabe der Deutschen, Metz samt der 
feindlichen Armee einzuschließen. Diese Aufgabe erhielten die erste 
und zweite Armee, zusammen 160000 Mann, unter dem Oberbefehle 
des Prinzen Friedrich Karl. Außerdem wurde eine vierte Armee ge- 
bildet, die mit der dritten weiter nach Westen gehen sollte, wo sich 
bei Chalons ebenfalls eine neue französische Armee gebildet hatte. 
.. . —.—.. * 
115. Der Tag von Sedan. 
1. Mac Mahon hatte aus Paris den Befehl erhalten, mit seinem 
Heere Bazaine zu Hilfe zu eilen und die Belagerten in Metz zu ent- 
setzen. Er marschierte zu diesem Zwecke in einem nach Norden aus- 
weichenden Bogen auf Metz zu. Die Deutschen wurden aber durch 
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