Full text: Deutsche Geschichte für Schule und Haus nach den Forderungen der Gegenwart für das Königreich Bayern.

128 X. Die Gegenwart. 
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fein; ein Abgeordneter muß dagegen ein Alter von dreißig Jahren 
haben. Jeder Abgeordnete hat für die Dauer der Session ein Tag- 
geld von 10 Mark. Landtag und Reichsrat versammeln sich in München. 
Zuerst werden die Gesetze im. Landtage beraten; dann gehen sie in 
den Reichsrat. Haben beide Körperschaften sie angenommen, so werden 
7 dem Könige vorgelegt. Erfolgt dessen Zustimmung, dann werden 
sie veröffentlicht und sind hiermit rechtskräftig. — So greift alles 
zum Wohle des Landes ineinander. 
127. Luitpold, Prinzregent von BZayern. 
1. Da König Ötto I., der Bruder des verstorbenen Königs 
Ludwig II., wegen Krankheit die Regierung nicht führen kann, so 
übernahm nach der Bestimmung der bayerischen Verfassung Prinz 
Luitpold die Regentschaft. Obwohl schon 65 Jahre alt gehorchte er 
doch der rufenden Pflicht und lud sich die Bürde der Regierung auf. 
Als er den feierlichen Eid im Thronsaale der Residenz leistete, 
sprach er: „Die alte Königstreue der Bayern hat sich glänzend 
bewährt in den schweren, fürchterlichen Ereignissen, die mein ganzes 
Haus und das Königreich mit denselben Gefühlen der Trauer erfüllen. 
Am Abend meines Lebens legt mir die Vorsehung die schwere Pflicht 
auf, im Namen Seiner Mafestät Unseres Allergnädigsten Herrn die 
Zügel der Regierung zu leiten. Möge es mir vergönnt sein, zum 
Wohle des treuen und geliebten Landes wirken zu können. Das ist 
mein sehnlichster Wunsch, das walte Gott!“ 
2. Was Prinzregent Luitpold ersehnte, das erfüllt sich. Seine 
Leutseligkeit, sein edler Eifer, seine Gewissenhaftigkeit und Pflicht- 
erfüllung, seine Mildthätigkeit und sein Bestreben, jeden Stand zu 
fördern, haben ihm alle Herzen eroberk. Alö er seinen 70. Geburtstag 
feierte, da jubelte das ganze Bayernvolk, und jedermann wünschte, 
daß ihm Gott zum Wohle Bayerns noch recht lange in Rüstigkeit 
erhalten möge. 
128. Das Haus und die Familie. 
1. Wie in der Urzeit, so haben auch jetzt noch die verschiedenen 
Gegenden besondere Eigentümlichkeiten im Bau der Häuser. Weit 
ausgedehnt und mit vielen Gebänden besetzt ist der Hof des Heide- 
bauern in der Ebene, während hoch geständert, Grund und Boden 
sparend, sich des Bergbauern und Stadtbewohners Haus erhebt. Das 
Haus des Handwerkers enthält außer den Wohnräumen noch die 
Werkstatt, das Kaufhaus, den Laden und die Lagerräume, während 
Fabrikgebäude, Schulen, Kirchen und andere öffentliche Gebäude ganz 
eigenartig eingerichtet sind. Mancherlei Künste haben miteinander
	        
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