18 II. Die Zeit des Kampfes zwischen Heidentum und Chrifstentum.
haus für Schuster, Sattler, Drechsler und Schmiede, wie auch Stallungen.
Große Gärten für Gemüse, Obst und Heilkräuter erstreckten sich neben
den einzelnen Gebäudegruppen; denn jedes Kloster sollte alle Einrich-
tungen, welche zur Beschaffung und Bereitung der Lebensbedürfnisse
erforderlich sind, selbst enthalten, gerade wie die Bischofssitze. Im Kloster
lebten Geistliche und Laien, Freie und Hörige nebeneinander. Der Vor-
steher des Klosters war der Abt; die übrigen Geistlichen hießen Mönche:
sie nannten sich unter einander Brüder. Die Klosterschwestern oder
Nonnen wohnten in besondern Klöstern; ihre Vorsteherin hieß Ab-
tisin. Wer Mönch oder Nonne werden wollte, mußte vorher geloben,
der Ordensregel gemäß leben zu wollen; drei Tugenden mußten be-
sondere beobachtet werden: Gehorsam, Keuschheit und Armut. «
3. Kam der Sonntag, so ertönte heller Glockenklang, der sonst
nie im Lande vernommen war, langsam und feierlich, mahnend,
drohend und klagend durch die Luft über das Schattendach des Waldes
und rief die Gläubigen zum Dienste des Herrn. Hehrer Chorgesang
ertönte in den weiten Klosterhallen und lockte auch die Draußen=
stehenden, dem Rufe zu folgen. Mit Staunen sahen die Deutschen
das fremde Leben und Treiben in ihren Gauen. Mancher kam und
hörte zuerst mit Neugier, dann mit Andacht die Erzählung vom Vater
des Himmels und seinem Sohne, dem gekrenzigten Heilande, und
wurde ein Christ. Viele Getaufte stellten ihr ganzes Leben in den
Dienst des Herrn, wurden Monche und Nonnen und führten ein Kloster-
leben wie die andern. Sie wurden mit allem Fleiße unterwiesen,
damit sie selbst einmal Missionare unter ihrem eigenen Volke werden
könnten. Die Umwohnenden erkannten bald, welchen Segen die neue
Lehre und Lebensweise brachte, und rückten ihre Wohnungen dem Kloster
näher, so daß manches Kloster sich zu einem Dorfe und später wohl
gar zu einer Stadt erweiterte. 6
18. Die Kloster- und Domschulen.
1. Das Christentum hat auch die ersten Schuken in unser Land
gebracht. Sie befanden sich innerhalb des Klosterhofes oder Bischofs-
sitzes in einem besondern Gehäude. Anfangs besuchten nur solche
Jünglinge die Schule, die für den geistlichen Stand bestimmt waren;
später aber schickten auch Edelleute ihre Söhne dahin, damit sie desto
geschickter für ihren Stand würden: denn seit die Deutschen Christen
geworden, war auch die Gelehrsamkeit bei ihnen im Werte gestiegen;
Lesen und Schreiben wurden als achtbare Künste geschätzt. In einer
sonst noch rohen Zeit waren die Kloster= und Domschulen die einzigen
Stätten, wo Künste und Wissenschaften gepflegt wurden. 6
2. Gelehrte Mönche waren die Lehrer in diesen Schulen: die
Schüler empfingen neben Unterricht auch Kost und Wohnung, so daß
sie ein Leben gleich den Mönchen führten. Die Lehrweise der Kloster-
schulen war gar verschieden von derjenigen, die jetzt gebränchlich ist.