Full text: Deutsche Geschichte für Schule und Haus nach den Forderungen der Gegenwart für das Königreich Bayern.

III. Die Zeit der Lehensherrschaft. 31 
  
  
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zucht zu kümmern. Das Handwerk, das ehedem auf dem Dorfe und 
den Einzelhöfen geübt worden war, zog mehr und mehr in die Markt- 
orte. Dorthin ging nun der Bauer an den Markttagen und zur 
Meßzeit, um seinen Bedarf an Kleidungsstücken und Geräten, die er 
nicht Felist verfertigen konnte, zu holen. Dadurch wurden die Messen 
und Märkte von Jahr zu Jahr größer. 
31. Bie ältesten deutschen Städte. 
I1. Aus den alten Römerstädten an Rhein und Donau, aus den 
Königspfalzen, den größern Herrenhöfen, Kloster= und Bischofsorten 
sind die ältesten deutschen Städte hervorgewachsen. Zu ihnen ge- 
sellten sich die größern Marktorte. Markt, Handel und Handwerk 
bildeten die Eigentümlichkeiten der neuen Städte. Es entwickelte sich 
daselbst ein besonderer Kaufmanns= und Handwerkerstand als freier 
Bürgerstand. Das Geld erlangte eine erhöhte Bedeutung im Verkehre. 
Die Zahl der Eigennamen mehrte sich seit jener Zeit bedeutend; denn 
die Schuster, Schuhmacher, Schneider, Müller, Bäcker, Böttcher, Kauf- 
mann, Krämer u. s. w. tragen ihre Namen, sei es als Ehren= oder 
Spottnamen seit jener Zeit. — Markt und Gericht machten einen 
befestigten Ort zur Stadt. Nur der Kaiser konnte Stadtrecht ver- 
leihen und den Ort damit vom benachbarten Grafengerichte freimachen. 
2 . Siedelten sich die Deutschen zuerst auch nur ungern in der 
Stadt an, so lockten doch bald allerlei Vorrechte und Freiheiten 
manchen Hörigen und Unfreien zum Einzuge. Wer Jahr und Tag, 
d. h. 1 Jahr, 3 Monate und 6 Tage in der Stadt gewesen war, 
konnte von seinem Herru nicht mehr zurückgefordert werden. Die 
Stadtluft hatte ihn von der Herrschaft des Herrn freigemacht. Heim- 
lich oder mit Erlaubnis, nach Zahlung einer Lösesumme, zogen die 
handwerktreibenden Unfreien in die Städte, weil sie da ihr Gewerbe 
nach Belieben treiben konnten. Oft wurden die Unfreien auch scharen- 
weise, oder, wie man damals sagte, im trop freigelassen; dann siedelten 
sie sich gemeinsam an einem Orte an, und dieser Ort erhielt den Namen 
trob oder torp, woraus später „Dorf“ geworden ist. So wurden 
mauche Herrenhtfe leer und kleine Ortschaften wüste, während sich die 
Städte bevölkerten. An den Endungen „dorf“ oder „torf“, die viele 
Ortsnamen haben, z. B. Mühldorf, Wunstorf, kann man diesen Vor- 
gang heute noch erkennen. 
32. Das Geld. 
I. An den Grenzen, wo sie mit den Römern und Galliern zu- 
sammentrafen, lernten die Deutschen im Verkehre auch Metallgeld 
kennen und eigneten es sich an, so daß aus dem ursprünglichen Tausch- 
handel nach und nach ein Handeln um Geldeswert wurde. Besonders 
gern hatten die Deutschen die römischen Silbermünzen, die Denare,
	        
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