40 III. Die Zeit der Lehensherrschaft.
weltlichen und geistlichen Fürsten ließen sich um den Thron nieder,
während das Volk an den Eingängen stand. Wie bei Gericht, wurde
auch auf dem Reichstage gefragt, geantwortet und geurteilt. Lagen
Vergehen gegen Kaiser und Reich vor, so wurde über den Missethäter
die Reichsacht verhängt. Dann hieß es: „das urteilen wir und ächten
dich und nehmen dich von und aus allen Rechten und setzen dich in
alles Unrecht; wir teilen deine Hauswirtin zu einer wissenhaften
Witwe und deine Kinder zu wahrhaftigen Waisen, deine Lehen dem
Herrn, dein Erb und Eigen deinen Kindern, deinen Leib und dein
Fleisch den Tieren in den Waldern, den Vögeln in den Lüften und
den Fischen in den Wassern. Wo ein jeglicher Mann Fried und
Geleit hat, da sollst du keins haben, und wir weisen dich in die vier
Straßen der Welt“.
40. Friedrich Barbarossa.
1. Im Jahre 1152 wählten die deutschen Fürsten Friedrich von
Hohenftaufen zum Kaiser. Er war ein stattlicher Held; wegen seines
rötlichen Bartes nannten ihn die Italiener Barbarossa, d. h. Rotbart.
Friedrich hatte sich die beiden Kaiser Karl und Otto zum Vorbilde
genommen; wie fie wollte er die deutschen Stämme einen; wie sie zog
er nach Italien, um sich dort als Herrn anerkennen zu lassen In
Deutschland, wo die Unsicherheit sehr überhand genommen hatte, trat
er den Raubrittern entgegen und brach ihre Burgen. Die Störer des
Landfriedens mußten als entehrende Strafe einen Hund durch die Ge-
markung tragen. Die Polen und Böhmen zwang er zur Anerkennung
der deutschen Oberherrschaft. Burgund brachte er durch seine Ver-
mählung mit Beatrir, der Erbin dieses Landes, an sich. Im Katzen-
wicker zu Würzburg fand die glänzende Hochzeit statt. Mit den
Italienern hatte Barbarossa die meisten Kümpfe auszufechten, die aber
nicht immer glücklich für ihn ausfielen. Sechsmal mußte er nach
Italien ziehen, um die dortigen Städte unter seine Herrschaft zu
bringen.
2. Im hohen Alter unternahm Friedrich Barbarossa noch einen
Kreuzzug. Siegreich durchzog er Kleinafien, aber er erreichte nicht das
heilige Land. Am Kalikadnos, einem Flusse in Kleinasien, führte sein
Sohn den Vortrab, er selbst befand sich im Hintertreffen. Weil aber
die Brücke über den Strom nur schmal war, stockte der Zug. Der
Kaiser, der schnell zu seinem Sohne kommen wollte, sprengte mit dem
Pferde in den Strom, um hindurchzuschwimmen. Der Greis hatte
aber nicht mehr so viel jugendliche Kraft als jugendlichen Mut; die
Wellen rissen ihn fort, und als man ihm zu Hilfe kam, war er bereits
entseelt. Das war am 10. Juni 1190. Die Bestürzung im Heere
war groß. Als die Trauernachricht in die Heimat kam, wollte niemand
daran glauben; das Volk meinte: er ist niemals gestorben, er wird
einst wiederkommen, des Reiches Herrlichkeit neu aufzurichten. — Friedrich