54 V. Die Zeit der Reformation.
3. Der Gebrauch der Feuerwaffen rief in der Kriegführung eine
große Umwandlung hervor. Pulver und Blei verdrängten Schild und
Lanze. Der tapferste Ritter auf seinem Rosse konnte einer Kugel nicht
widerstehen. Es ist vorgekommen, daß ein Heer von 18000 Mann durch
den geschickten Gebrauch einer Büchse zurückgedrängt wurde. Da
hielt man das Fußvolk wieder größerer Beachtung wert. Die stärksten
Mauern und Türme mußten den Kanonenkugeln weichen. Die Ritter-
burgen boten keinen Schutz mehr; sie wurden deshalb verlassen, ver-
fielen und stehen seitdem als Ruinen auf unsern Bergen. Auch den
Städtern nützten die Manern allein nichts mehr sie suchten deshalb
ihre Befestigungen sicherer und stärker zu machen, indem sie die Mauern
und Türme mit hohen und breiten Erdwällen umgaben. Breite
Waffergräben und kleine Vorburgen sollten die feindlichen Geschütze
möglichst weit von der Stadt halten.
53. Der erste Hohenzoller in Brandenburg.
1415.
1. Zur Zeit des Faustrechts befand sich auch die Mark Branden-
burg in einem traurigen Zustande. Sie war zwar stets vergrößert
worden, so daß sie sich um Havel und Spree von der Elbe bis zur
Oder erstreckte. Das Land hatte bisher aber wenig gute Herrscher
gehabt; es befand sich daher oft in Not und Verwirrung. Am
schlimmsten wurde es unter dem Kaiser Sigismund. Damals konnten
die Ritter auch hier das Fehderecht ungestraft üben; die Bürger mußten
deshalb beständig krregsbereit sein. Sollte das Lund nicht ganz ver-
* gehen, so mußte ihm ein starker Schirm= und Schutzherr er-
stehen.
2. In der Person des Burggrafen Friedrich von Nürnberg aus dem
alten Grafeugeschlechte der Zollern erkannte Kaiser Sigismund den rechten
Mann. Als Friedrich zum erstenmale in die Mark kam, verweigerten ihm
mehrere Städte und die meisten Ritter die Huldigung. Allein der neue
Landeshauptmann ließ sich nicht beirren. Mit vier Heeren rückte er vor
die Burgen der Ranbritter, die übermütig gesagt hatten: „Und wenn es
die ganze Nacht Burggrafen regnet, so soen sie dennoch in der Mark
nicht aufkommen". Friedrich führte eine gewaltige Büchse, die faule
Grete, mit sich, und wo die schweren Kugeln derselben gegen die Mauern
prasselten, da war kein langer Widerstand möglich. Die Herren
mußten sich vor dem Rürnberger Tand, wie sie den Burggrufen spöttisch
genannt hatten, doch demütigen. Danach verfammelte Friedrich die
geistlichen und weltlichen Herren, die Mannen und Städte der Mark,
um Gericht zu halten. Den Schuldigen wurden alle ihre Lehen ge-
nommen, und es wurde ein Landfriedensgesetz erlassen, nach dem jede
Selbsthilfe streng untersagt war und jedermann gehalten sein sollte,
sein Recht bei den bestellten Gerichten zu suchen.