V. Die Zeit der Neformation. 55
3. Friedrich verließ die Mark und begab sich zu der vom Kaiser
angesetzten Kirchenversammlung nach Konstanz. Hier verlieh ihm der
Kaiser auf offenem Markte und in feierlicher Versammlung die Mark
Brandenburg als erbliches Eigentum nebst der Kurfürsten= und Erz-
kämmererwürde. Als Kurfürst von Brandenburg kehrte Friedrich in
die Mark zurück. Noch fünfundzwanzig Jahre hat er mit allen Kräften
zum Segen seines Landes, aber auch für die Einheit des deutschen Reichs
und die Stärkung des Kaisertums gewirkt. Er war ein würdiger
Vorfahr der deutschen Kaiser aus dem Hause Hohenzollern.
54. Lateinschulen und Universitäten.
Für sokche Schüler, die nicht in den geistlichen Stand ein-
treten, aber doch eine gute Schulbildung haben wollten, war in vielen
Klöstern eine besondere Schule errichtet, die man die äußere Kloster-
schule nannte. Viele weltliche Fürsten und adelige Herren haben
diese Schule besucht. Als aber gute Sitte und die Lust am Lernen
in vielen Klöstern verloren ging, machten sich manche ganz vom Kloster
und der Kirche los und lehrten und lernten fortan in besondern
Schulen, wie es die Weisen des Altertums forderten. Diese neuen
Pflanzstätten der Wissenschaft wurden Hochschulen oder Universitäten,
ihre Lehrer Professoren und ihre Schüler Studenten genannt. Die
erste deutsche Universität wurde in Prag errichtet; bald nachher er-
hielten auch Leipzig, Wien und Heidelberg Univerfitäten; Wittenberg,
Halle, Ingolstadt, Würzburg und andere Orte folgten nach. Da auch
an den Universitäten das Lateinische als die Gelehrtensprache galt, so
mußte jeder, der Student werden wollte, vorher eine Schule besuchen, in
der er das Lateinische und die Anfangsgründe des Wissens erlernte.
Das waren die Lateinschulen. Die Lateinschulen führen jetzt den
griechischen Namen Gymnasium. Alle Männer, die als Richter, Geist-
liche, Arzte, Bezirksamtmänner und höhere Regierungsbeamte, als
Lehrer an Gymnasien und Universitäten ihr Amt haben, müssen sich
auf Shmnasium und Univerfität die Vorbildung für ihr Amt er—
werben.
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55. Die Buchdruckerkunst.
1450.
I. Früher gab es nur geschriebene Bücher. Die Mönche be-
schäftigten sich mit der Herftellung derselben und brachten es darin zu
kroßer Kunstfertigkeit. Diese Bücher waren sehr teuer. Einen Fortschritt
brachte die Formschneidekunst. In hölzerne Täfelchen wurden allerlei
Bilder geschnitten, mit Farbe bestrichen und dann auf Pergament oder
Papier ahgedruckt. Bald schnitt man einzelne Wörter neben das Bild,
dann ganze Bibelstellen. Zuletzt stachen die Formschneider Tafeln voll