Full text: Deutsche Geschichte für Schule und Haus nach den Forderungen der Gegenwart für das Königreich Bayern.

V. Die Zeit der Reformation. (#5 
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sich bitterer Armut gegenüber. In dieser Zeit war der Lehnsbauer 
besonders schlimm daran, da er nur wenig Rechte, aber viele Pftichten 
hatte. Die Grundherren mehrten ihm seine Abgaben und Dienste 
von Jahr zu Jahr, so daß er zuletzt kaum besser daran war als die 
unfreien Knechte zur Zeit des Heidentums. 6 
2. Darüber wurden die Bauern unwillig und empörten sich gegen 
ihre Herren. Sie schrieben in zwölf Artikeln, was ihnen zu Unrecht 
geschehen sei. Darin heißt es: Wir sind beschwert, daß etliche Herren 
sich haben zugeeignet Wiesen und Acker, die doch einer Gemeinde zu- 
gehören. Selbige werden wir wieder zu unserer Gemeinde nehmen, 
wenn sie nicht redlich erkauft sind. Wir wollen den Brauch, genannt 
der Todfall, ganz und gar abgethan haben und nimmer leiden, daß 
man Witwen und Waisen das Ihrige nehme, wie es an vielen Orten 
in mancherlei Gestalt geschieht. Wir sind beschweret, daß viele Güter 
das Pachtgeld nicht aufbringen, und die Bauern das Ihrige darauf 
einbüßen und verderben. Wir begehren, daß die Herrschaft diese 
Güter durch ehrbare Leute besichtigen lasse und nach der Billigkeit 
eine Pacht bestimme, damit der Bauer seine Arbeit nicht umsonst 
thuc. Der Herr soll nicht mehr Dienste begehren als vereinbart 
sind, und wenn es doch geschieht, so soll er dafür geben, was sich 
gehört. Auch sind wir beschwert der Beholzung wegen; denn unsere 
Herrschaften haben sich die Hölzer alle allein zugeeignet, und wenn 
der arme Mann etwas bedarf, so muß er's ums doppelte Geld 
kanfen. Unsere Meinung ist, die Hölzer sollen wieder der ganzen 
Gemeinde anheim fallen. Auch hegt in etlichen Orten die Obrigkeit 
das Wild uns zu Trotz und Schaden, und wir müssen leiden, daß 
uns das Unsere die Tiere verfressen. Endlich find wir beschwert, daß 
man uns nicht straft nach Gestalt der Sache, sondern aus Neid und 
Parteilichkeit. Unsere Meinung ist. uns nach alter geschriebener Strafe 
zu strafen, je nachdem die Sache gehandelt ist. 
3. Diese Forderungen wurden von allen Wohlwollenden und 
rechtlich Dentenden anerkannt, aber die Bauern selbst trugen am 
meisten dazu bei, daß sie nicht erfüllt wurden. Durch gewissenlose 
Aufrührer ließen sic sich verführen und zogen wie Räuberbanden durch 
das Land. Dadurch wurden die Fürsten aufgebracht und rüsteten sich, 
der Bewegung entgegen zu treten. In mehrern Treffen wurden die 
Bauern völlig geschlagen, und die wenigen Rechte, die sic vor dem 
Kriege hatten, wurden ihnen nun auch noch genommen: sie durften 
keine Versammlungen und kein Gericht mehr halten, nicht mehr mit- 
wählen, wenn ein neuer Beamter berufen wurde, und fortan keine 
Waffen mehr tragen. Damit war den Bauern der letzte Rest der 
alten Volksfreiheit und zugleich die Möglichkeit genommen, sich aus 
eigener Kraft wieder aufzuhelfen. ·
	        
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