V. Die Zeit der Reformation. (#5
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sich bitterer Armut gegenüber. In dieser Zeit war der Lehnsbauer
besonders schlimm daran, da er nur wenig Rechte, aber viele Pftichten
hatte. Die Grundherren mehrten ihm seine Abgaben und Dienste
von Jahr zu Jahr, so daß er zuletzt kaum besser daran war als die
unfreien Knechte zur Zeit des Heidentums. 6
2. Darüber wurden die Bauern unwillig und empörten sich gegen
ihre Herren. Sie schrieben in zwölf Artikeln, was ihnen zu Unrecht
geschehen sei. Darin heißt es: Wir sind beschwert, daß etliche Herren
sich haben zugeeignet Wiesen und Acker, die doch einer Gemeinde zu-
gehören. Selbige werden wir wieder zu unserer Gemeinde nehmen,
wenn sie nicht redlich erkauft sind. Wir wollen den Brauch, genannt
der Todfall, ganz und gar abgethan haben und nimmer leiden, daß
man Witwen und Waisen das Ihrige nehme, wie es an vielen Orten
in mancherlei Gestalt geschieht. Wir sind beschweret, daß viele Güter
das Pachtgeld nicht aufbringen, und die Bauern das Ihrige darauf
einbüßen und verderben. Wir begehren, daß die Herrschaft diese
Güter durch ehrbare Leute besichtigen lasse und nach der Billigkeit
eine Pacht bestimme, damit der Bauer seine Arbeit nicht umsonst
thuc. Der Herr soll nicht mehr Dienste begehren als vereinbart
sind, und wenn es doch geschieht, so soll er dafür geben, was sich
gehört. Auch sind wir beschwert der Beholzung wegen; denn unsere
Herrschaften haben sich die Hölzer alle allein zugeeignet, und wenn
der arme Mann etwas bedarf, so muß er's ums doppelte Geld
kanfen. Unsere Meinung ist, die Hölzer sollen wieder der ganzen
Gemeinde anheim fallen. Auch hegt in etlichen Orten die Obrigkeit
das Wild uns zu Trotz und Schaden, und wir müssen leiden, daß
uns das Unsere die Tiere verfressen. Endlich find wir beschwert, daß
man uns nicht straft nach Gestalt der Sache, sondern aus Neid und
Parteilichkeit. Unsere Meinung ist. uns nach alter geschriebener Strafe
zu strafen, je nachdem die Sache gehandelt ist.
3. Diese Forderungen wurden von allen Wohlwollenden und
rechtlich Dentenden anerkannt, aber die Bauern selbst trugen am
meisten dazu bei, daß sie nicht erfüllt wurden. Durch gewissenlose
Aufrührer ließen sic sich verführen und zogen wie Räuberbanden durch
das Land. Dadurch wurden die Fürsten aufgebracht und rüsteten sich,
der Bewegung entgegen zu treten. In mehrern Treffen wurden die
Bauern völlig geschlagen, und die wenigen Rechte, die sic vor dem
Kriege hatten, wurden ihnen nun auch noch genommen: sie durften
keine Versammlungen und kein Gericht mehr halten, nicht mehr mit-
wählen, wenn ein neuer Beamter berufen wurde, und fortan keine
Waffen mehr tragen. Damit war den Bauern der letzte Rest der
alten Volksfreiheit und zugleich die Möglichkeit genommen, sich aus
eigener Kraft wieder aufzuhelfen. ·