VI.
Die Zeit des dreißigjährigen Krieges.
„Friede ernährt;
Unfriede verzehrt.“
—
67. Ursachen des Krieges und die ersten Kämpfe.
1618.
1. Die Feindfeligkeiten, welche infolge der Kirchentrennung zwischen
Protestanten und Katholiken entstanden waren, dauerten lange Zeit
fort. Argwöhnisch standen sich beide Religionsparteien gegenüber,
kräntten und drückten einander, wo sie konnten. Da schlossen evan-
gelische Fürsten einen Bund, um den Ubergriffen der katholischen Stände
begegnen zu können. Aber auch die Katholiken vereinigten sich, und
es bedurfte nur eines Funkens, um die Kriegsflamme zu entzünden.
2. Als Kaiser Matthias regierte, wurden die verbrieften Rechte der
Protestanten in Böhmen verletzt; eine evangelische Kirche wurde ge-
schlossen, eine andere niedergerifsen. Die Evangelischen beklagten sich
darüber beim Kaiser, erhielten aber eine ungnädige Antwort, in der
sie als Aufrührer bedroht wurden. Da loderte ihr Zorn in hellen
Flammen auf. Böhmische Edelleute sammelten sich in Prag, drangen
bewaffnet aufs Schloß und stürzten zwei kaiserliche Räte, von denen
man glaubte, sie hätten die ungnädige Antwort des Kaisers veranlaßt,
nach altböhmischer Sitte zum Fenster hinaus. Jetzt begann der Krieg.
3. In dieser Zeit starb Kaiser Matthias. Die Böhmen verwarfen
seinen Nachfolger Ferdinand II. und erwählten an seiner Statt den
Kurfürsten Friedrich von der Pfalz zu ihrem Könige. Sie hatten eine
schlechte Wahl getroffen. Nutzlos verbrachte Friedrich die Zeit bei
üppigen. Festen, während der Kaiser gegen ihn rüstete. Am weißen
Berge bei Prag wurde er gänzlich geschlagen und floh. Spottweise hieß
er der Winterkönig, weil er nur einen Winter lang regiert hatte. Alle
protestantischen Kirchen in Böhmen wurden geschlossen; wilde Kroaten
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