68 . Lie Zeit des dreißigfährigen Krieges.
— –– □. — — 2
trieben die Einwohner scharenweis in die Messe; 27 der vornehmsten
Protestanten endeten unter dem Beile des Henkers; viele aus dem
saüs ereilte dasselbe Geschick, und 30000 Famitien wanderten ins
kend.
4. Die größten Feldherren auf Seiten der Kaiserlichen waren
Tilly und Wallenstein. Tilly war von früh auf Soldat und bereits
vor dem Kriege Feldmarschall über das bayerische Heer gewesen. Er
zeigte großen Eifer für die Wiederherstellung der katholischen Kirche
und machte alle Gebräuche und Ubungen derselben mit. Wallenstein
war ein böhmischer Edelmann von protestantischer Abfunft und im pro-
testantischen Glanben erzogen; er trat erst später zur katholischen Kirche
über und nahm Kriegsdienste beim Kaiser. Wallenstein war der reichste
Herr im Böhmerlande und konnte es wagen, dem Kaiser ein Heer
auf eigene Kosten auszurüsten. In kurzer Zeit hatte er 25000 Mann
beisammen. Den Soldaten gefiel es bei ihm; denn sie durften rauben
und plündern nach Herzenslust; die Tapfern wurden belobt und die
Tüchtigsten zu Anführern ernannt, die Feigen und Ungehorsamen da-
gegen sogleich gehängt. Für die Sache der Protestauten und des
geflüchteten Winterkônigs erhoben zuerst Erust von Mansfeld und
Christian von Braunschweig das Schwert; aber sie mußten nach mehrern
Schlachten in Süddeutschland und Westfalen vor Tilly und Wallenstein
weichen.
68. Der Krieg in Norddeutschland.
1. Bald sollte sich der Krieg auch in Norddeutschland weiter ver-
breiten. Tilly stand schon an der Grenze Niedersachsens, und auch
Wallenstein bedrohte die Protestanten Norddeutschlands. Da wählten
die Fürsten und Stände Niedersachsens den König Christian von
Dänemark, der ebenfalls luthertsch war, zu ihrem Kreisobersten und
Feldherrn. Er war jetzt der einzige Verteidiger der protestantischen Sache;
seine Wahl galt jedoch als eine Kriegserklärung gegen den Kaiser,
und kaum wurde sie bekannt, als auch Tilly die Weser überschritt und
vom Westen her in Niedersachsen eindrang, während Walleustein sich
östlich wandte und ins Halberstädtische zog. Die Städte rüsteten sich,
schlossen die Thore und nahmen die bedrängte Landbevölferung, wo#“
es anging, in ihre Mauern. Aber so tapfer sie sich auch teilweise
verteidigten, so konnten sie doch der Ubermacht auf die Dauer nicht.
widerstehen. Da zog Christian von Dänemark heran. Am Nord-
rande des Harzes, bei Lutter am Barenberge, stießen beide Heere auf-
einander; das niedersächsische wurde völlig geschlagen, kaum rettete sich
sein Führer durch die Flucht. 7*'·'?
2. Wallenfstein zog gen Norden und eroberte Mecklenburg und
Pommern; nur Stralsund leistete erfolgreichen Widerstand. Da mußte
sich Christian von Dänemark zum Frieden bequemen und versprechen,
sich nicht weiter in die deutschen Angelegenheiten zu mischen. Jetzt