Full text: Deutsche Geschichte für Schule und Haus nach den Forderungen der Gegenwart für das Königreich Bayern.

VI. Die Zeit des dreißigjährigen Krieges. 69 
stand der Kaiser ohne Gegner da und gab Befehl, alle geistlichen 
Güter, welche die weltlichen Fürften seit 1552 an sich genommen, der 
katholischen Kirche zurückkugeben. Die Güter vieler protestantischer 
Fürsten und Edelleute waren bedroht. Protestantische Kirchen und 
Schulen standen in Gefahr, und der Protestantismus sollte unterdrückt 
werden. 
69. Gustau Adolfs Zug durch Norddentschland. 
1630—1632. 
I. In threr höchsten Not fanden die Evangelischen einen zweiten 
Helfer in dem König Gustav Adolf von Schweden. Mit einem kleinen 
Heere von 15.000 Mann landete er 1630 an der pommerschen Küste. 
Seine Soldaten waren eine wohlgeordnete Truppe; denn er hielt 
strenge Mannszucht unter ihnen. Jedes Regiment mußte zum Morgen- 
und Abendgottesdienste antreten, und ohne Gebet wurde keine Schlacht 
begonnen. Voll Vertrauen folgten die Soldaten diesem Könige, der 
alle Mühen und Gefahren mit ihnen teilte und in der Schlacht als 
Beispiel des Mutes und der Tapferkeit galt. 
2. Gustav Adolf hatte gehofft, die protestantischen Fürsten würden 
sich ihm anschließen. Gemeinsam mit ihnen wollte er zunächst der 
bedrängten Stadt Magdeburg zu Hilfe kommen, die von kaiserlichen 
Truppen unter Tilly und Pappenheim belagert wurde. Die Kurfürsten 
von Brandenburg und Sachsen wehrten ihm aber den Durchzug und 
hielten ihn solange auf, daß er Magdeburg nicht mehr retten konnte. 
Die Kaiserlichen stürmten die ermattete Stadt; in weniger als zwölf 
Stunden lag sie in Schutt und Asche; nur eine Kirche und wenige 
Fischerhütten blieben übrig. Magdeburgs Schicksal verbreitete bei den 
Enrangelischen Schrecken und Bestürzung; sie schlossen sich jetzt dem 
Schwedentönige an, ders chon nach wenigen Monaten in der Nähe von 
Leipzig Tillys Scharen besiegte und zerstreute. 
—— — —— — 
70. Der Krieg in Bayern. 
1. Nach der Schlacht bei Leipzig stand dem König Gustav Adolf 
der Meg nach Südenischand offen. Er gog unächst zum Rhei, 
nahm Mainz und schlug hier sein Winterquarktier auf. Im folgenden 
Frühjahre brach er auf, vertrieb Tilly aus Franken und nahm die 
freie Stadt Nüruberg, deren protestantische Bewohner ihn freudig 
empfingen. Dann gings weiter nach Bayern. Die Grenze des Landes 
verteidigend, wurde Tilly beim Ubergange über den Lech von einer 
Kanonenkugel tödlich verwundet. Nach seinem Tode kamen schwere 
Tage über Bayern. Guftav Adolf zog nach der freien Stadt Augs- 
 
	        
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