VII. Die Zeit der Fürstenmacht.
„Gott schützt edle Fürstenhäuser“.
75. Ver grosie Kurfürst von Brandenburg.
1640 1688.
1. Im Jahre 1640 wurde Friedrich Wilhelm, genannt der große
Kurfürst, Herr in Brandenburg. Dies Land war durch den dreißig-
jährigen Krieg entvölkert, verwüstet und gänzlich verarmt. Allein der
junge Fürst verzagte nicht. Zunächst schloß er mit den Schweden
einen vorläufigen Friedensvertrag und stellte in seinem Lande wieder
Ordnung her. Er zog aus der Schweiz und den Niederlanden tüchtige
Bauern ins Land und nahm die gewerbfleißigen Hugenotten, die um
ihres evangelischen Glaubens willen aus Frankreich vertrieben waren,
mit Bereitwilligkeit auf. Um den Handel zu heben, baute er den
Friedrich Wilhelms-Kanal und schuf eine kleine Flotte, die bis nach
Afrika segelte und dort Land erwarb. Mit Recht sagte daher sein be-
rühmter Enkel, Friedrich der Große, von ihm: „Der hat viel gethan“.
Im Verein mit seiner Gemahlin Henriette ließ er nach holländischem
Vorbilde eine Musterlandwirtschaft einrichten. Unter ihm wurden
auch die ersten Kartoffeln gepflanzt und Viehzucht nach Art der
Holländer getrieben. » ,
2. Auf das Heer verwandte Friedrich Wilhelm große Sorgfalt.
Er führte das stehende Heer in seinem Lande ein. Seine Armee zählte
bald 30000 Mann. Die Soldaten wurden nach Truppenteilen uni-
formiert. Das Heer setzte sich zusammen aus Freiwilligen und An-
geworbenen. Die Werber gebrauchten oft List und Gewalt. Ein
Soldat erhielt 20 bis 30 Thaler Handgeld. Die Mannszucht war
sehr streng. Doch konnte ein Soldat, wenn er sich gut führte, bis
zu den höchsten Ehrenstellen kommen. So war der General Derfflinger
in seiner Jugend ein Schneidergeselle.
3. Für das stehende Heer, die Verwaltung und andere Bedürf-
nisse des Landes brauchte der große Kurfürst viel Geld. Er legte
deshalb eine Abgabe auf alle Gebrauchsartikel des täglichen Lebens,
auf Mehl, Fleisch, Kaffee, Thee, Tabak, Bier, Branntwein u. s. w.
Weil sie nicht direkt an die Stenerbeamten, sondern indirekt durch