76 VII. Die Zeit der Fürstenmacht.
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den Kaufmann entrichtet werden, neunt man sie indirekte Steueru.
Der indirekten Steuer folgte in manchen Staaten bald die erste direkte
und regelmäßige Landessteuer. Der Landesherr belegte jeden Kopf
der Familie mit einer Abgabe, die alljährlich zu erheben war. Das
war das Kopfgeld; danach mußten Reiche und Arme ohne Rücksicht
auf ihr Vermögen gleich viel bezahlen. Für die Armen war diese
Steuer hart und gab zu vielen Klagen Anlaß; deshalb wurde das
Kopfgeld nach und nach so umgeändert, daß sich eine richtige Ver-
mögenssteuer daraus entwickelte.
4. Bald nach dem dreißigjährigen Kriege kam in Frankreich ein
König zur Regierung, der alle Länder links des Rheins beherrschen
wollte. Viele Orte der Rheingegend sind damals französisch geworden.
Von allen deutschen Fürsten fühlte der große Kurfürst diese Schmach
für Deutschland am schmerzlichsten; er zog deshalb an den Rhein, um
gegen die Franzosen zu kämpfen; aber kaum war er dorthin gekommen.
so hetzte der Franzosenkönig die Schweden in sein Land. Die Schweden
richteten furchtbare Verwüstungen in Brandenburg an. Der Kurfürst
rückte rasch mit 15 000 Mann heran. Am 18. Juni 1675 stießen
die Brandenburger bei Fehrbellin auf die Hauptmacht der Schweden.
Der Kurfürst stellte sich an die Spitze seines Heeres und besiegte
die Schweden. Bald gelang es, dieselben völlig aus dem Lande zu
vertreiben.
76. Die Großgüter und der kleinbäuerliche#
Besit.
1. Viele Adelige hatten sich im Laufe der Zeit auf ihre Güter
zurückgezogen. Manchen war das alte Meierwesen mit seiner Hufen-
wirtschaft hinderlich: als nach dem drelßigjährigen Kriege das Land
billiger geworden, suchten daher viele Gutsherren durch Abmeierung und
Kauf die alte Erb= und Teilpacht zu beseitigen. So entstanden die
großen Güter. Der Besitzer bewirtschaftete entweder das ganze Gut
in einheitlicher Weise selbst, oder er gab es auf bestimmte Zeit in
Generalpacht. Durch gute Bewirtschafeng suchten Eigentümer und
Pächter den Ertrag des Gutes zu mehren. Diese Männer, die
meistens eine gute Schulbildung hatten und sich noch durch be-
sondere Studien auf ihren Beruf vorbereiteten, wußten die Natur-
gesetze, die die Gelehrten entdeckt, viel besser auf den Ackerbau und
die Viehzucht anzuwenden, als dies die gewöhnlichen Bauern konnten,
und brachten daher Ackerbau und Viehzucht zu neuer Blüte. Die
Bauern sahen die Vorteile einer guten Wirtschaft vor Augen und
ahmten dieselbe auf ihrem Hofe nach. So wurden die Großgüter die
Ursache zur weitern Hebung des Ackerbaues und der Viehzucht in
unserm Lande. ·