Full text: Deutsche Geschichte für Schule und Haus nach den Forderungen der Gegenwart für das Königreich Bayern.

82 VII. Die Zeit der Fürstenmacht. 
  
Sommer wenigstens ein- oder zweimal die Woche in die Schule zu 
schicken. Falls die Eltern das Vermögen nicht haben, sollen die zwei 
Dreier aus der Ortskasse gezahlt werden. Die Schulgebäude werden 
von den Gemeinden errichtet und erhalten. Der König lieferte freies 
Bau= und Brennholz und machte eine Stiftung von 50000 Thalern 
zum Baue von Volksschulen; denn er sagte: „Wenn ich baue und 
verbessere das Land und mache keine Christen, so hilft mir alles nichts“. 
Sein Nachfolger Friedrich der Große gab der Volksschule eine 
neue, zeitgemäße Ordnung. Die Schulpflicht sollte vom fünften bis 
um dreizehnten oder niessehnten Lebensjahre dauern. Im Sommer 
ollte nur dreimal wöchentlich, im Winter täglich von 8—11 und von 
1.—4 Uhr Schule gehalten werden; doch blieben die Nachmittage von 
Mittwoch und Sonnabend frei. Jedes Kind bezahlte Schulgeld: bis 
es zum Lesen kam 6 Pf., vachher 9 Pf., und wenn es schrieb und 
rechnete 11 Pf. Für die Armen sollten die Kirchen= und Armenkassen 
das Schulgeld und die Schulbücher bezahlen. 
83. König Frirdrich der Große von Preußen. 
1740 1786. 
1. Friedrich II., der nachmals der Große hieß, war der Sohn 
Friedrich Wilhelms I. von Preußen. Der Vater war bestrebt, aus 
seinem Sohne einen tüchtigen König zu machen und ließ ihn des- 
halb aufs strengste erziehen. Schon als kleiner Knabe mußte Friedrich 
die Uniform tragen, und in seinem zehnten Jahre, gleich einem ge- 
meinen Soldaten, mit Tasche und Flinte auf die Schloßwache ziehen. 
Der rege Geist des Kronprinzen fühlte sich aber mehr zur Musik 
und Dichtkunst hingezogen, Dingen, die der Vater gering schätzte. 
Der Vater ließ dechalb den Sohn streng überwachen und züch- 
tigte ihn einmal, als cr längst kein Knabe mehr war, mit dem 
Krückstocke. Da faßte Friedrich den Entschluß, nach England zu 
fliehen. Aber die Sache ward verraten, Friedrich wurde verhaftet und 
in die Festung Küstrin gebracht. 1 
2. Durch den Tod seines Freundes Katte, der ihm zur Flucht 
verholfen und dafür mit dem Tode bestraft worden war, sowie durch den 
Zuspruch des Gefängnisgeistlichen wurde Friedrich tief ergriffen; er legte 
ein offenes Geständnis seiner Schuld ab und bat den Vater reumütig 
um Verzeihung. — Nun wurde Friedrich wieder in die Armee auf- 
enommen. Mit Eifer betrieb er die militärischen Ubungen, und sein 
Keriment war stets in musterhafter Ordnung. Wo es nur ging, 
suchte er seinem Vater Freude zu machen, so daß derselbe bei seinem 
Tode ausrief: „O mein Gott, ich sterbe zufrieden, da ich einen solch 
würdigen Sohn und Nachfolger habe“. 
3. Friedrich war achtundzwanzig Jahre alt, als er den Thron 
bestieg. Während seiner Regierung sah. prüfte, erwog und entschied
	        
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