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land den Krieg und wir befehlen der Flotte und dem Heere mit ihrer
ganzen Kraft, die Feindseligkeiten gegen dieses Land zu beginnen und
befehlen allen, alles, was in ihrer Macht steht, zu tun, um innerhalb
der Grenzen des Völkerrechts das nationale Ziel zu erreichen. Seit dem
Ausbrechen des jetzigen europäischen Krieges, dessen Ausdehnung wir
mit großer Sorge beobachtet haben, hatten wir gehofft, durch eine strikte
Reservehaltung den Frieden im fernen Osten wahren zu können. Aber
das Auftreten Deutschlands zwang Großbritannien, unseren Bundes-
genossen, die Feindseligkeiten gegen dieses Land zu beginnen, und
Deutschland hatte nun in Kiautschou, das in China gepachtete Gebiet,
angefangen, Kriegsvorbereitungen zu treffen, während seine Kriegs-
schiffe, die die ostasiatischen Gewässer durchkreuzten, unseren und unseres
Bundesgenossen Handel bedrohten. Der Friede des fernen Ostens ist da-
durch in Gefahr. (I) Darum beschlossen unsere Regierung und die seiner
Britischen Moajestät, nach völliger Uebereinkunft, die Maßregeln zu neh-
men, die nötig seien, um den Bestimmungen des Bundesvertrages zu
entsprechen. Wir, unsererseits, beseelt durch den Wunsch, dies auf fried-
lichem Wege zu erreichen, hatten unsere Regierung beauftragt, einen auf-
richtigen Rat zu erteilen. Am letzten Tag der für die Beantwortung
der Frage gestellten Frist hatte unsere Regierung noch keine Mitteilung,
daß ihr Rat in Erwägung gezogen sei. Mit tiefem Bedauern sind wir
darum gezwungen, den Krieg zu erklären, trotz unserer Friedensliebe. (I)
Wir bedauern das um so mehr, als dies am Anfang unserer Regierung
geschieht und da wir den Schmerz über unsere tiefbetrauerte Mutter noch
nicht überwunden haben. Es ist unser innigster Wunsch, daß durch die
Loyalität und den Mut unserer treuen Untertanen der Friede wieder
zurückkehren und der Ruhm des Kaiserreichs erhöht werden wird.
Ein heuchlerischeres Dokument hat die Geschichte wohl noch nicht zu
verzeichnen. Wir wissen jetzt, was wir von der „Friedensliebe Japans"
zu halten haben! (28. August.)
Deutsche Siege an der ganzen Westgrenze. .
Die Engländer bei Maubeuge eingeschlossen. — Die kronprinzliche
Armee über Longwy vorgedrungen. — Löwen wegen Freischärlerkrieges
zerstört. — Abgeschlagener Ausfall der Belgier aus Antwerpen. —
Mobilmachung des Landsturms.
Großes Hauptquartier, 27. August. (W.T. B.)
Das deutsche Westheer ist neun Tage nach Beendigung seines Auf-
marsches unter fortgesetzten siegreichen Kämpfen in französisches Gebiet
von Cambrai bis zu den Südvogesen eingedrungen. Der Feind ist über-
all geschlagen und befindet sich im vollen Rückzuge. Die Größe seiner
Verluste an Gefallenen, Gefangenen und Trophäen läßt sich bei der ge-
waltigen Ausdehnung der Schlachtfelder in zum Teil unübersichtlichem
Wald= und Gebirgsgelände noch nicht annähernd übersehen. — Die
Armee des Generalobersten v. Kluck hat die englische Armee bei Mau-
beuge geworfen und sie heute südwestlich Maubeuge unter Umfassung
erneut angegriffen. — Die Armeen des Generalobersten v. Bülow und
des Generalobersten Freiherrn v. Hausen haben etwa acht Armeekorps
französischer und belgischer Truppen zwischen Sambre, Namur und Maas
in mehrtägigen Kämpfen vollständig geschlagen und verfolgen sie jetzt
östlich Maubeuge vorbei. Namur ist nach zweitägiger Beschießung ge-