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was für die britischen Interessen auf dem Spiele stände. Wenn man in
solcher Krisis weglaufen wollte von unseren Verpflichtungen, unserer Ehre
und unseren Interessen betreffs Belgiens, so zweifle ich, ob, was auch immer
wir an materieller Kraft am Ende haben mögen, dies großen Wert haben
möge angesichts des Maßes an, Achtung, das wir verloxen haben würden.
Ich glaube nicht, daß eine Großmacht, gleichviel ob sie am Kriege teilnimmt
oder nicht, am Ende des Krieges in der Lage sein wird, ihre materielle
Stärke auszudehnen. Wenn wir mit unserer mächtigen Flotte, die unseren
Handel, unsere Küsten und unsere Interessen schützen kann, an dem Kriege
teilnehmen, werden wir nur wenig mehr zu leiden haben, als wenn wir
uns mehr passiv verhalten. Ich fürchte, wir werden in diesem Kriege fürch-
terlich zu leiden haben, gleichviel ob wir daran teilnehmen oder nicht. Der
Außenhandel wird aufhören. Am Ende des Krieges werden wir, selbst
wenn wir nicht teilnehmen, sicherlich nicht in der materiellen Lage sein,
unsere Macht entscheidend zu brauchen, um ungeschehen zu machen, was im
Laufe des Krieges geschehen ist, nämlich die Vereinigung ganz West-
Europas uns gegenüber unter einer einzigen Macht zu verhindern, wenn
dies das Ergebnis des Krieges sein sollte. Man solle nicht glauben, daß,
wenn eine Großmacht sich in einem solchen Kriege passiv verhielte, sie am
Schlusse in der Lage sein würde, ihre Interessen durchzusetzen. Er sei nicht
ganz sicher über die Tatsachen betreffs Belgiens, aber wenn sie sich so er-
wiesen, wie sie der Regierung augenblicklich mitgeteilt würden, so sei die
Verpflichtung für England vorhanden, sein Aeußerstes zu tun, um die
Folgen zu verhindern, die jene Tatsachen herbeiführen würden, wenn
kein Widerstand stattfände.
Grey schloß: Wir sind bisher keine Verpflichtung über Entsendung
eines Expeditionskorps außer Landes eingegangen. Wir haben die Flotte
mobilisiert, die Armee ist im Begriff zu mobilisieren. Wir müssen bereit
sein und sind bereit, den Folgen einer Verwendung unserer ganzen Stärke
ins Auge zu sehen, in dem Augenblick, wo wir nicht wissen, wie bald wir
uns selbst zu verteidigen haben. Wenn die Lage sich entwickelt, wie es wahr-
scheinlich erscheint, so werden wir ihr ins Auge sehen. Ich glaube, daß, wenn
sich das Land vergegenwärtigt, was auf dem Spiele steht, es die Regierung
mit Entschlossenheit und Ausdauer unterstützen wird.
Huldigungs-Telegramm aus Hannover an den Kaiser.
Wie aus Hannover, 4. d. M., berichtet wird, hatten sofort nach dem
Bekanntwerden der Mobilmachung Stadtdirektor Tramm und Justizrat
Wegener namens der städtischen Kollegien und aus der nationalen Begei-
sterung der Bürgerschaft heraus folgendes Huldigungstelegramm an Se.
Majestät Kaiser Wilhelm gerichtet:
„In dieser schicksalsschweren Stunde schlagen die Herzen unserer Be-
völkerung Euerer Majestät in leidenschaftlicher Begeisterung entgegen und
erflehen Gottes Segen für Euere Majestät und den Sieg der deutschen
Waffen.“
Auf dieses Telegramm ist heute an Stadtdirektor Tramm folgende
Antwort ergangen:
„Den städtischen Kollegien Hannovers Meinen wärmsten Dank für die
patriotische Begrüßung in ernster Zeit. Wilhelm Rex.“