Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Der Aufruf des Serzogs von Altenburg. 
Altenburg, 4. August. Der Herzog von Altenburg hat folgenden Auf- 
ruf erlassen: 
An meine lieben Altenburger! 
Getreu seinen stolzen Ueberlieferungen folgt auch das Altenburger 
Volk begeistert dem Rufe unseres Kaisers, dem Ruf zu den Waffen. Frei- 
willige Meldungen in überreicher Zahl beweisen den Kriegsmut unserer 
Jugend. Bei den Zurückbleibenden wird ruhige Gefaßtheit, tätiges Wirken 
und ernster Wille zu gegenseitiger Unterstützung die unvermedidlichen 
Härten mildern und tragen helfen, die der Krieg für so viele mit sich bringt. 
Seine Majestät der Kaiser hat mich auf Meinen Wunsch mit der 
Führung des Regiments, dem unser Kronprinz angehört, betraut. Ich darf 
somit an der Spitze meiner geliebten Altenburger in den gerechten Krieg 
ziehen, den uns ständige Herausforderungen, schwere Bedrohungen der 
deutschen Kultur und der deutschen Macht und brutaler Friedensbruch auf- 
gedrungen haben. » 
Bereit zu allen Opfern mit Zuversicht auf unsere gestählte Kraft, im 
Vertrauen auf den alten Gott, der unsere feste Burg ist, wollen wir alle in 
den Kampf eintreten, dessen Früchte — was auch ihr Preis sein möge — 
Friede, Macht und Blüte sein werden. Deutschland über alles! Ernst. 
Abreise des deutschen Botschafters von Paris. 
Paris, 4. August, 8 Uhr 48 Min. Der deutsche Botschafter Freiherr 
v. Schoen hat gestern abend 1 Uhr mit dem Personal der Botschaft, dem 
deutschen Konsulat und den Mitgliedern der bayerischen Gesandtschaft Pa- 
ris verlassen. Die französische Regierung hat den französischen Botschafter 
angewiesen, Berlin zu verlassen und das Archiv der Botschaft und den Schutz 
der französischen Interessen dem amerikanischen Botschafter anzuvertrauen. 
Der deutsche Botschafter Freiherr v. Schoen hat den Botschafter der Ver- 
einigten Staaten gebeten, die Sorge für die Interessen der Deutschen in 
Frankreich zu übernehmen. 
Moratorium in England. 
Frankfurt a. M., 4. August. Der „Frankfurter Zeitung" wird aus 
London gemeldet, daß in England ein teilweises Moratorium Platz gegrif- 
fen hat. Danach sollen Akzepte erst in 30 Tagen bezahlt werden. Man 
hält es für leicht möglich, daß dieser Zahlungsaufschub in Kürze auch auf 
andere Verbindlichkeiten ausgedehnt wird. 
Urkunde über die Erneuerung des eisernen Kreuzes. 
Berlin, 5. August. Seine Majestät der Kaiser erneuert durch besondere 
Urkunde für die Dauer des gegenwärtigen Krieges das eiserne Kreuz. 
Die Niederlande in Kriegszustand. 
Haag, 5. August. (W.T. B.) Die Königin hat für einen Teil des 
Landes den Kriegszustand befohlen. Amtlich wird mitgeteilt, daß bis jetzt 
deutsche Truppen niederländisches Gebiet nicht betreten haben. Das 
Gerücht, 20 englische Kriegsschiffe seien in der Marinestation Demhelder 
gesichtet worden, wird amtlich für falsch erklärt. 
Eine russische Kavalleriebrigade vernichtet! 
Berlin, 5. August. Gestern nachmittag griff deutsche Kavallerie das 
von den Russen besetzte Kibarty an, ein an der Bahn gelegener russischer
	        
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