1. Kapitel. Voraussetzungen und Arten des Luftverkehrs. 491
entdeckt, sind geeignet und werden verwendet. Die Herstellung der in
Frage kommenden Gasarten ist erheblich vervollkommnet worden, was
ihrer Verwendbarkeit für den Luftverkehr sehr zugute kommt. Das
übliche Leuchtgas wiegt durchschnittlich etwa 0,64 kg für 1 chm, bat
also eine Auftriebskraft von rund 0,65 kg für 1 chm; es lähßt sich aber
nach Versuchen, die in Dessau in der letzten Zeit angestellt sind, durch
ein bestimmtes Reinigungsverfahren derart verbessern, daß die Auftriebs-
krasft auf 0,9 bis 1 kg gesteigert wird. Die Verwendung eines Gases
kann naturgemäh nicht dieselbe Auftriebskraft erzeugen, wie die Be-
nutzung eines luftleeren Hohlkörpers, denn das Gas hat stets noch ein
eigenes Gewicht. Dagegen fehlt die Schwierigkeit, die der Verwendung
luftleerer Hohlkörper entgegensteht. Zwar drückt die umgebende Luft
auf den gasgefüllten Hohlkörper und preßt ihn zusammen, erzeugt aber
gerade dadurch einen entsprechenden Gegendruck des Gases. Das
ermöglicht die Verwendung leichter Stoffe zur Herstellung der Hoblkörper.
Die Erzeugung des Auftriebs durch Füllung der Hohlkörper mit
leichten Gasen führt zur Entwickelung der Luftschiffahrt, des einen
großen Zweiges des Luftverkehrs. Der zweite Zweig, der Flugzeug-
verkehr, entwickelt sich dadurch, daß der Auftrieb nicht durch Herab-
drückung des Gewichts unter das Luftgewicht, sondern durch eine
mechanische Vorrichtung erzeugt wird. Hier handelt es sich um eine
Nachahmung des Grundgedankens des Vogelflugs, d. h. um die Ermög-
lichung des Fliegens von Körpern, die schwerer als die Luft sind, im
Luftraume. Das setzt die Erzeugung einer künstlichen Luftströmung
voraus. Dadurch muß eine Luftmassc nach unten geworfen werden,
die groß genug ist, um dem zu bewegenden Körper einen Auftrieb zu
geben. Der Wege zur Erzeugung solcher Luftströmungen gibt es
mehrere, ohne daß sie alle in gleicher Weise wirklich verwendbar
wären. Man kann den Auftrieb und zugleich den Vortrieb durch auf-
und niederschwingende Flügel bewirken, was lehrmähßig sehr vorteilhaft
ist, aber sehr großen technischen Schwierigkeiten begegnet (Schwingen-
flieger). Man kann weiter statt grober Schlagflügel ein oder mehrere
Räder benutzen, an denen Schaufelflächen angebracht sind (Radflieger).
Man kann ferner für Auftrieb Hub- (oder Trag-)Schrauben, für Vortrieb
Triebschrauben benutzen oder durch Luftschrauben mit schiefstehenden
Drehachsen Vor- und Auftrieb bewirken („Schraubenflieger“). Sodann
kann man die Luftschraube lediglich zum Vortrieb benutzen, dadurch
aber zugleich eine schräggestellte Fläche oder mehrere solche Flächen
durch die Luft vorwärtstreiben, die nun ihrerseits durch die nach unten
abgedrängten Luftmassen den Auftrieb hervorrufen („Drachenflieger“).
Wie man aber auch vorgehen mag, in jedem Falle ist damit zu
rechnen, daß die Muskelkraft des Menschen nicht ausreicht, die erforder-
liche Kraftleistung zu vollbringen. Seine Kraftleistung wird auf ½ bis