3.
Draußen und drinnen
Anfang Februar 1915 führte mich die Pflicht wieder an die West-
front. Herrlich. Kam ich auf diese Weise doch wieder einmal zur
Feldtruppe, wohin mich mein Herz zog. War es verwunderlich?
Zunächst besuchte ich die s. Armee in Stenay und Montmeédy,
woselbst Besprechungen mit dem A.O. K. und der Etappeninspektion
stattfanden. Ich bewunderte bei letztgenanntem Orte die von unseren
Eisenbahnern geschaffene Bahnanlage, die den zerstörten Tunnel um-
ging und eine Glanzleistung war. Ja, großartig waren die Leistungen
unserer Eisenbahner sowohl im Betrieb wie im Wiederherstellen der
Bahnen. Auch sie haben, wie jede andere Truppengattung. ihr Alles
daran gesetzt, den Sieg zu erringen.
Von Montmédy ging es in die Argonnen zur 26. württembergi-
schen Dioision. Ich besuchte das Regiment, dessen Chef S. M. der
König war und das sich gerade in vorderster Linie befand. Gerade
zum rechten Augenblick erfolgte mein Eintreffen. Ein Kampf war ent-
brannt. Tags vorher war von unseren Truppen ein größeres Stück
des Kampffeldes genommen worden, das der Gegner wiederzuerobern
sich bemühte. Wie begeistert war ich, als ich im schmalen Unterstand
des Bataillonsführers das Donnern der Kanonen hörte und das Ein-
schlagen der oft gewaltigen Geschosse sah. Ja, das war Krieg, das war
etwas anderes für einen Soldaten, als fernab in Berlin im Staub
der Akten zu sitzen. Wohl gab es ja dort auch Kämpfe, sie waren aber
anderer Art. Die in den Argonnen zog ich vor. Kann man mir das
verübeln?
Von dem in den Argonnen herrschenden „Dreck“ kann man sich
nur einen Begriff machen, wenn man ihn persönlich gesehen und ge-
nossen hat.
Die Unterbringung der Truppe war recht notdürftig, meist in
Höhlen, man sah aber überall Bauten im Entstehen, die eine Besserung
in Aussicht stellten, wie sie auch tatsächlich eingetreten ist.