Full text: Sächsische Volkskunde.

20 S. Ruge: Das sächsische Land. 
Felsenlandschaften auf Studienreisen mehrfach besuchten, und weil namentlich 
die Klippen der Bastei mit der Elbe zu ihren Füßen in den Künstlern Er- 
innerungen an verwandte Scenerien in den Alpen wachriefen. Nachdem der 
Name sächsische Schweiz dann volkstümlich geworden war, hat man auch die 
Bezeichnung Schweiz auf andere noch bescheidenere Berg= und Hügelland- 
schaften angewandt, wie z. B. vogtländische, Hohburger, fränkische, holsteinische 
Schweiz. Erst in neuerer Zeit hat die Wissenschaft noch einem anderen 
Namen Eingang verschafft, der die Lage und geologische Beschaffenheit mehr 
berücksichtigt: Elbsandsteingebirge. Beide Namen laufen nebeneinander 
her. Der Name sächsische Schweiz aber ist volkstümlicher geworden und wird 
in touristischem Sinne ausschließlich gebraucht. Auf beiden Seiten der Elbe 
von Pirna aufwärts haben sich während der Kreidezeit in der Bucht zwischen 
dem Erzgebirge und Lausitzer Gebirge Sandmassen abgelagert, aus denen 
nach späteren Hebungen das Gebirge entstanden ist. Daß die Ablagerungen 
in einem seichten Küstenmeer sich bildeten, beweisen die eingebetteten Reste 
von Muscheln, Schnecken, Seeigeln und Seesternen, die der genannten geolo- 
gischen Zeit angehören. Durch Thon= und Kalkschlamm wurden die Sand- 
massen zu Stein verkittet. In der Ablagerung der Sande traten aber Ruhe- 
pausen ein, in denen sich die abgelagerten Massen fester zusammensetzten, so 
daß, wenn neue Aufschüttungen im Wasser erfolgten, sich die einzelnen Bänke 
durch horizontale Fugen von einander absonderten. Diese Bänke haben aber 
nach ihrer Entstehung noch manche Veränderung erfahren. Zunächst ist 
das Meer zurückgewichen. Zwar drangen die Bruchlinien des südlichen Erz- 
gebirges hier nicht mehr ein, aber es erfolgte doch mitten in der Tertiärzeit 
eine ähnliche Schrägstellung wie im Erzgebirge, wobei im Süden die Schichten 
des Sandsteins gebogen, aber nicht gebrochen wurden. Der Südrand hob 
sich mehr empor, so daß die Schichten zwischen Erzgebirge und Elbe nach 
Norden und Nordosten geneigt, östlich von der Elbe aber fast horizontal 
geblieben sind. Der Richtung einer dadurch gebildeten ganz flachen Mulde 
zwischen den beiden Teilen entspricht der Lauf der Elbe, die sich allmählich 
durch das Gebirge einen Abfluß verschafft hat. Dann erfolgte aber, auch 
noch in tertiärer Zeit, gegen den Lausitzer Granit eine gewaltige Bruchlinie, 
die sich von Pillnitz ostwärts über Dittersbach und Hohnstein bis Hinter- 
hermsdorf verfolgen läßt; an dieser Linie wurde der Lausitzer Granit ge- 
hoben und zum Teil über den jüngeren Sandstein hinaufgeschoben. Durch 
die vom Erzgebirge und von der Lausitz ausgehenden und in der Richtung 
nicht parallelen, sondern sich kreuzenden Bewegungen wurden die Sandstein- 
bänke vielfach gebrochen, durch senkrechte Spalten getrennt, zwischen denen 
Basalte empordrangen, die meistens die Oberfläche des Sandsteins nicht er- 
reichten, aber doch am großen Zschirnstein, wo sie zum Straßenbau Verwen- 
dung finden, am großen Winterberge, am Gohrisch, zu Tage getreten sind.
	        
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