Full text: Sächsische Volkskunde.

32 J. V. Deichmüller: Sachsens vorgeschichtliche Zeit. 
kohlereicher Erde und durch Feuer geröteten und gelockerten Steinen gefüllt 
sind. In diesen Gruben brannten die Herdfeuer des Steinzeitmenschen, hier 
finden sich Überreste der von ihm benutzten Werkzeuge, die Überbleibsel seiner 
Mahlzeiten. Der reiche Inhalt dieser Herdgruben gewährt einen Einblick 
in die Lebensweise und die Kunstfertigkeiten derjenigen, welche vor mehr 
als 3000 Jahren unsere Heimat besiedelten. In großer Menge finden sich 
die Scherben der mit geschickter Hand sauber hergestellten und verzierten 
Thongefäße, dabei zerbrochene oder auch unverletzte, geschliffene, zum Teil 
durchbohrte Steinbeile oder Meisel, harte Schleifsteine, auf denen diese Werk- 
zeuge hergerichtet wurden, Messer, Schaber und Sägen aus Feuerstein 
(Fig. 34) und die beim Absprengen derselben zurückgebliebenen Kernstücke, die 
sogen. Nuclei, seltener zierliche Pfeilspitzen aus demselben Gestein (Fig. 35). 
Rohe Hacken aus Hirschhorn (Fig. 36) 
dienten wohl zum Lockern des Erdbodens 
für den primitiven Ackerbau, dessen Er- 
trägnisse auf Mahlsteinen und mit Korn- 
quetschern zu Mehl zerrieben wurden. 
Als Reste der Mahlzeiten sind außzu- 
fassen die Knochen vom Pferd, Rind, 
Hirsch, Reh, Wildschwein und von ver- 
schiedenen Vögeln, welche auch darauf hin- 
weisen, daß die Hauptbeschäftigungen des 
neolithischen Menschen Viehzucht und Jagd 
waren. Schmucksachen einfachster Art, 
kleine kugelige oder walzenförmige Perlen und durchbohrte Scheiben aus 
Thon verraten, daß die Sucht, sich zu schmücken und zu verschönern, unseren 
ältesten Vorfahren in der gleichen Weise innewohnte, wie der heutigen Gene- 
ration. Und zuletzt geben uns unscheinbare, schwach gebrannte Lehmklumpen 
mit Abdrücken von Zweigen und Flechtwerk Aufschluß über die Konstruktion 
der Hütten, welche aus Flechtwerk errichtet und mit einem Uberzug von 
Lehm gedichtet wurden. 
Wenn man schließlich die Verbreitungsgebiete beider Gruppen neolithischer 
Keramik innerhalb Sachsens und ihre chronologische Stellung zu einander 
in Betracht zieht, so läßt sich leicht erkennen, auf welche Weise die erste 
Besiedelung unseres Landes vor sich gegangen ist. Die Verbreitung der 
Schnurkeramik ist auf den Norden des Landes beschränkt bei Leipzig be- 
ginnend ziehen sich die Fundstätten in östlicher Richtung bis ins Elbthal, 
dieses aufwärts bis Dresden und enden in der Gegend von Bautzen. Die 
bandkeramische Gruppe dagegen verteilt sich fast ausschließlich über das 
Elbthal zwischen Pirna und Riesa, nur im Nordwesten findet sie sich 
isoliert an wenigen Orten südlich Leipzig wieder. Unverkennbar ist weiter 
 
	        
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