Full text: Sächsische Volkskunde.

17. Die büuerliche Wohnung. 
Von F. L. Karl Schmidt. 
  
Ansere sächsischen Bauernstuben in ihren schlichten anmutsvollen Ge- 
staltungen, in dem Anklingen so vieler Stammeseigentümlichkeiten und der 
Behaglichkeit ihrer wohnlichen Erscheinung entbehren nicht des Interesses, 
nicht des malerischen Reizes. Vom Westkreis des Herzogtums Sachsen- 
Altenburg in den Landschaften rechts der Saale anfangend und dem Koloni- 
sationszug') nach Osten bis zu den Höhen des böhmischen Mittelgebirges 
folgend, von der Südgrenze des Vogtlandes nördlich der Eger bis zu den 
eigenartigen Gefilden des Spreewaldes finden wir zwar im allgemeinen eine 
gleiche und typische Anlage, Gruppierung und Ausgestaltung der Wohn= und 
Wirtschaftsräume, allein die volkstümliche Eigenart ist doch so mannigfaltig, 
daß sich diese Verschiedenartigkeit auch in der Durchbildung des Wohnhauses 
und seiner zweckmäßigen Einrichtung mehr oder weniger äußert und sich auch 
nach Stammeseigentümlichkeiten recht wohl erkennen läßt, wie wir auch sehen, 
daß Sprache, Tracht und Sitte wie die Lebensgewohnheiten der Bevölkerung, 
die klimatischen und örtlichen Bodenverhältnisse in den einzelnen Landschafts- 
gebieten grundverschieden sind. Während im Westen der altenburgischen Lande 
vorwiegend thüringisch-fränkische Gestaltungsweise herrscht, wie das aus dem 
Dorfe Heilingen im Herzogtum Sachsen= Altenburg entnommene Beispiel 
(Fig. 219) in formvollendeter Schönheit und ohne irgend welche Anklänge an 
die ursprünglich slawische Besiedelung zeigt, weisen die Gebiete nach Osten zu 
eine zunehmende Verquickung deutscher und flawischer bis zu unverfälscht 
slawischen Gestaltungen auf, welche in der Lausitz in dem eingeschossigen 
*) Die Besiedelung der slawischen Lande mit Franken, Hessen, Thüringern, Sachsen, 
Bayern und Flamländern ist von großer Bedeutung gewesen; sie erklärt uns die Mannig- 
faltigkeit der Siedelungsanlagen und die Eigenart der bäuerlichen Wohnung; so hat der 
kulturstärkere Deutsche in der Bauanlage (fränkischen) das slawische Wohnhaus beeinflußt. 
Aus Ursachen, die hier nicht erörtert werden können, ist die sächsische Landbevölkerung 
nie so wohlhabend wie in anderen Gegenden Deutschlands gewesen; leider hat dies auf 
die künstlerische Durchbildung des Wohnhauses ungünstig eingewirkt.
	        
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