Full text: Sächsische Volkskunde.

18. Die büuerliche Kleinkunst. 
Von A. Kurzwelly. 
J. 
Bis in die jüngste Zeit war die bäuerliche Kleinkunst Deutschlands ein 
Stiefkind der Forschung. Weder der Kunstforscher noch der Kulturhistoriker 
haben sich bisher eingehender mit ihr beschäftigt, während beide der bäuerlichen 
Bauweise, dem Bauernhaus schon seit längerem lebhaftes Interesse entgegen- 
gebracht haben. Die umfangreiche und bei der Zerstreutheit und Unzugäng- 
lichkeit der Denkmäler ziemlich schwierige Arbeit der Einzelforschung ist auf 
dem Gebiete der bäuerlichen Kleinkunst noch nicht über die ersten Anfänge 
hinaus gediehen. Dies gilt für alle deutschen Lande, für unser Sachsen aber 
in besonderem Grade, trotzdem hier seit kurzem ein überaus rühriger Verein 
am Werke ist, das Interesse für sächsische Volkskunde zu wecken und zu 
stärken und die spärlichen erhaltenen Reste volkstümlichen Kunstfleißes der 
Vergangenheit zu einem Museum zu vereinigen. 
Leider hat sich die Sammelthätigkeit zu spät des Bauernhausrats be- 
mächtigt. Ernsthaftes, liebevolles Interesse hat er in der Hauptsache nur bei 
einigen wenigen Privatsammlern gefunden, bei dem einen oder anderen sogar 
die Lust am systematischen Sammeln geweckt. Die Museen haben sich noch 
überraschend wenig um das bäuerliche Gerät gekümmert. Dem Freunde 
bäuerlicher Kunst gewähren im allgemeinen nur die Lokal= und Provinzial- 
museen, die Sammlungen der Altertumsvereine, bei denen gewöhnlich nicht 
die Qualität, sondern die Herkunft bei der Auswahl den Ausschlag giebt, 
eine reichere Ausbeute. Die Kunstgewerbe-Museen, an die sich jener in erster 
Linie wenden möchte, haben wohl, was sie zufällig an hervorragenderen 
Arbeiten bäuerlicher Kleinkunst fanden, ausgenommen. Im allgemeinen werden 
sie immer mehr von ihr abgelenkt, da sie mehr und mehr den Grundsatz 
vertreten, nur das künstlerisch Vollendete zu sammeln. Immerhin hat jedes 
größere Gewerbe-Museum eine Sammlung von Holsteinischen Mangelbrettern 
und anderen niederdeutschen Kerbschnittarbeiten aufzuweisen, und in den 
meisten ist ein stiller, nur selten vom Publikum aufgesuchter Winkel zu finden,
	        
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