312 Versicherungswesen. VI. Buch.
fall in niedrigem wie in hohem Alter vereinbart werden. Als Lebensversicherungen sind
auch anzusehen Versicherungen, die auf Grund der Auszahlungen bei Krankheiten, bei Un-
fällen, bei Invalidität geleistet werden, Zahlungen, die an die Hinterbliebenen, an die
Witwe wie an die Waisen gelangen können. Zu gewaltigster Verbreitung ist die Lebensver-
sicherung in Form der Volksversicherung gelangt, worunter man die Bersicherung auf klei-
nere Summen mit kurzfristigen Prämienzahlungen versteht. Und innerhalb dieser Volksver--
sicherung bildet wieder die Versicherung von Kindern einen sehr beliebten Sonderzweig.
Wirtschaftliche Bedeutung. Wenn man nun bedenkt, daß bald von dieser, bald
von jener Versicherungsart die verschiedensten Kreise
unseres Volkes in immer mehr zunehmendem Maße und mit immer höheren Summen
im Laufe der letzten 25 Zahre Gebrauch gemacht haben, und daß andererseits die Träger
dieser Versicherungen, von ganz verschwindenden Ausnahmen abgesehen, bewährte,
glänzend fundierte und bestens verwaltete Anstalten sind, so geht schon bieraus her-
vor, welche erhebliche Bedeutung die Gesamtheit aller Privatversicherungen für
den festen, ruhigen, gesicherten Fortbestand zahlreicher Privat wirtschaften
und damit der deutschen Volkswirtschaft hat Denn auf Grund der Millionen Ver-
sicherungsverträge wissen Millionen unseres Volkes, daß sie auch durch große Kata-
strophen nicht verarmen können, daß sie auch beim Eintritt der verschiedensten Elementar--
ereignisse oder sonstiger Unglücks- oder anderer Bedarfsfälle die erforderlichen Mittel
aus einer Versicherungskasse zugeführt bekommen. Das stärkt ihre Zuversicht, das weckt
ihren Unternehmungegeist, das läßt alle Käder wirtschaftlichen Vorwärtsstrebens gleich-
mäßiger und schneller rollen. Und dabei sind wir in Deutschland nicht wie die Ange-
hörigen anderer Nationen etwa auf ausländische Versicherer angewiesen, sondern dür-
fen stolz sein, heimische Anstalten in allen Zweigen zu besitzen, die unabhängig vom #Aus-
land stark genug sind, jeden Versicherungsschutz zu gewähren. Damit ist allerdings nicht
gesagt, daß Deutschland nicht auch der ausländischen Versicherungsindustrie bereitwillig
seine Grenzen öffnet; tatsächlich erfreuen sich diese neben den deutschen Anstalten inner--
halb des Deutschen Reiches eines starken Zulaufs.
Das Zeitalter Kaiser Wilhelms II. hat die
verschiedensten Bezeichnungen erhalten. Es
wäre wohl nicht am wenigsten angebracht, würde man von den ersten 25 Jahren seiner
Regierung als von einem Zeitalter der Versicherung sprechen. Nicht minder wie
die Schaffung einer deutschen Flotte, wie die Aufrechterhaltung der Stärke des deutschen
Heeres eine Sicherung des Friedens bedeutet und damit eine wichtige Voraussetzung
für die ruhige Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft, so bedeutet auch der Ausbau
und der Aufschwung der deutschen Bersicherung in diesem Bierteljahrhundert der Regie-
rung Kaiser Wilhelms eine weitere Voraussetzung für jene Entwicklung unserer Wirtschaft.
Zn keinem Vierteljahrhundert, seitdem es überhaupt eine Versicherung gibt, hat diese
auch nur annähernd einen so enormen Aufschwung genommen wie von 1888 bis 1913.
Wenn hier von Versicherung die Rede ist, so wird dabei an die Gesamtheit aller Ver-
Ein Zeitalter der Versicherung.
760