Zoologie
Von Dr. E. Korschelt, Geh. Reg. Rat, Professor der Zoologie u. Vergl. Anatomie
an der Universität Marburg
Für die Bedeutung des Fortschrittes einer naturwissenschaftlichen Disziplin inner-
halb eines bestimmten Zeitraumes bieten sich mehr als in anderen Wissenschaften äußere
Merkmale dar, die zwar nicht unbedingt, aber immerhin mit einer gewissen Sicherheit
als Kennzeichen der fortschreitenden Entwicklung gelten können. Es liegt in der Natur
der Sache, daß in den Naturwissenschaften die Methodik eine besonders wichtige Rolle
pielt. Diese aber fordert die Verwendung mehr oder weniger komplizierter Instrumente,
Apparate und sonstiger technischer Hilfsmittel, für deren sachgemäße Anwendung geeig-
nete Räume zur Verfügung stehen müssen. So läßt sich der Fortschritt, welchen unsere
Wissenschaft in den letzten 25 Jahren machte, bis zu einem gewissen Grade nach der Be-
schaffenheit der ihrem Forschungs- und Lehrbetrieb gewidmeten Anstalten beurteilen.
In Betracht kommen dabei hauptsächlich die zoologischen Institute, Museen und Stationen
mancherlei Art, sei es, daß sie rein wissenschaftlichen Zweckemn und der Belehrung dienen,
oder mehr praktische Aufgaben verfolgen, nebenbei wohl auch der Aufklärung weiterer
Kreise gewidmet sind, in welcher Hinsicht diejenigen Anstalten bei denen dies in erster
Linie der Fall ist, wie die zoologischen Gärten und Aquarien, nicht vergessen werden dürfen.
Zoologische Zustitute. Zoologische Institute mit der Aufgabe, die wissen-
schaftliche Zoologie in Lehre und Forschung zu behan-
deln, bestanden schon seit vielen Zahren an den deutschen Universitäten. Bergleicht
man aber diejenigen vor etwa 25 Jahren mit den heutigen, so macht sich fast aus-
nahmslos ein gewaltiger Unterschied geltend. Zumeist ist er schon äußerlich daran
zu erkennen, daß die Znstitute aus kümmerlichen und beschränkten Räumen, die haupt-
sächlich der Aufbewahrung der Sammlungsobjekte, nicht selten mit starkem Uberwiegen
der ausgestopften Säugetiere und Vögel dienten, in stattliche Gebäude übersiedelten,
deren weite und lichte Räume für die Abhaltung zoologisch-zootomischer, biologischer,
mikroskopischer und embrpologischer Lehrkurse, sowie für die Ausführung wissenschaft-
licher Untersuchungen auf rein morphologischem, vergleichend anatomischem, entwicklungs-
geschichtlichem, experimentellem, zptologischem, vererbungstheoretischem und biologischem
Gebiet in geeigneter Weise hergerichtet wurden. Solcher nach der einen oder anderen
Richtung mehr differenzierten und besser versorgten Institute erfreuen sich jetzt glück-
licherweise die meisten preußischen und deutschen Universitäten, wie sie auch an einzelnen
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