X. Buch. gnnere Medizin. 219
Oie Kenntnis der Magendarmkrankheiten ist durch Ver-
besserungen der Methoden sehr gefördert worden, ich erwähne
die Methode der Funktionsprüfung des Magens durch Ausheberung einer bestimmten
Mahlzeit, (Leube, Ewald), welche jetzt Allgemeingut der Ärzte geworden ist, die Aus-
arbeitung einer Probediät bei Krankheiten des Darms (Schmidt), die eingehenden
Untersuchungen des Stuhlganges mittelst chemischer, mikroskopischer und bakteriologischer
Methoden, die Röntgendiagnostik des Magens und Darms mit Hilfe von Kontrast-
mahlzeiten, welche Wismut oder Bariumsulfat, also für Röntgenstrahlen undurchsichtige
Mittel enthalten und so die Sichtbarkeit dieser Teile ermöglichen, die Methoden mittelst
Spiegel sich die Speiseröhre, den Magen, den unteren Darm sichtbar zu machen. Oie
größten Fortschritte und Einblicke hat die Röntgenuntersuchung gebracht. Lage, Form,
Bewegung der Speiseröhre, des Magens, des Darms werden dadurch plastisch sichtbar;
Verengerungen, Erweiterungen, Lageveränderungen, gewisse Geschwüre, Krebse werden
verhältnismäßig leicht erkannt. Die Behandlung wurde durch Ausarbeitung der Diä-
tetik und durch die Chirurgie eine sehr viel bessere; viele Arten von Magendarmkrank-
heiten sind dadurch erst einer Heilung zugänglich geworden.
Magenkrankheiten.
Stoffwechselkrankheiten. Die Lehre von der Ernährung, der Stoffwechsel
und die Stoffwechselerkrankungen sind in denletz-
ten Zahrzehnten infolge der großen Fortschritte in der phopsiologischen Themie mit einem
Bienenfleiße von Hunderten von Medizinern studiert worden. Die großen Entdeckungen
unseres größten von den lebenden Chemikern Emil Fischer über die Zusammensetzung
des Zuckers und des Purins, von dem sich für den menschlichen Stoffwechsel wichtige Stoffe
(Harnsäure, Purinbasen) ableiten, hat zu vielerlei Studien über den Zuckerstoffwechsel,
die Zuckerkrankheiten und die Gicht geführt. Die Lehre von der Zuckerkrankheit
wurde durch die Feststellung, daß die Entfernung der Bauchspeicheldrüse bei Tieren
schwerste unter Zuckerausscheidung zu Tode führende Krankheit verursacht (Minkoweski),
daß gewisse Gifte, so das Phloridzin (gewonnen aus der Wurzelrinde des Apfel-, Birn-
Kirsch- und Pflaumenbaumes) starke Zuckerausscheidung bei Tieren und Menschen
hervorbringt, sehr gefördert worden. Die Behandlung der Zuckerkrankheit wurde beson-
ders nach der diätetischen Seite sehr ausgebaut und viele grundlegenden Tatsachen ge-
funden, in den letzten Jahren sind Kohlenhydratkuren, z. B. die ein- bis zweitägige Ver-
abreichung von Mehlen, als wertvoll für gewisse Fälle erkannt worden, Kuren, welche
vor zehn Jahren verpönt waren. Die Behandlung der Gicht ist durch Eingabe
von Radium (Emanation des Nabium und Thorium X) in ein neues Fahrwasser ge-
lenkt worden; tatsächlich werden manche Gichtiker dadurch in ungeahnter Weise gebessert.
Die Therapie der Fettsucht wurde durch die Erkenntnis, daß gewisse Drüsenprodukte, z. B.
die der Schilddrüse, damit in engem Zusammenhange stehen, bereichert; in bestimmten
Fällen gelingt durch Einnahme von Schilddrüsenpräparaten eine prompte Entfettung.
Die Bedeutung der inneren Sekretion der Blutdrüsen für die Lehre von den Krankheiten
gewinnt von Monat zu Monat an Bedeutung, am meisten studiert und am besten
bekannt sind die Beziehungen der Schilddrüse, der Nebennieren und Geschlechtsdrüsen.
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