Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Vierter Band. (4)

  
X. Buch. IV. Oie Agrikulturchemie. 331 
suche, welche vorzugsweise von Schneidewind, O. Meyer und Munter ausgeführt wur-- 
den, haben ergeben, daß diese Düngemittel auf den leichten Böden, für welche sie nur in 
Frage kommen, mehr eine Beachtung verdienen als Frühjahrsdünger wie als Herbst- 
dünger, da sie, im Herbst gegeben, in den meisten Jahren während der Herbst- und Winter- 
monate außerordentlich große Stickstoffverluste erleiden, so daß die Wirkung einer Herbst- 
düngung auf leichten durchlässigen Böden unter Umständen fast Rull sein kann. 
Umfangreiche Versuche sind angestellt worden über den Einfluß von frischen 
organischen Substanzen (frischem Kot, unzersetztem Stroh oder isolierten organischen 
Substanzen, wie Stärke, Zucker, Pentosanen, Holzfaser usw.) auf die Ausnutzung der 
löslichen Stickstoffverbindungen (Salpeter und Ammoniaksalz). Allle diese Versuche, so 
wie solche besonders von Wagner, Stutzer, Gerlach, Krüger, Schneidewind, D. Meyer, 
Münter, Pfeiffer und Lemmermann ausgeführt wurden, haben ergeben, daß frische 
organische Substanzen die Stickstoffausnutzung und damit die Wirkung der löslichen 
Stickstoffverbindungen herabdrücken. Die Gründe hierfür sind: 1. Eine Reduktion des Sal- 
peters durch denitrifizierende Organismen, welche ihren Einfluß bei Gegenwart von 
frischen organischen Substanzen besonders in feuchten Böden ausüben. 2. Eine Über- 
führung der löslichen Stickstoffverbindungen in Eiweiß, woran sich sämtliche niedere 
Organismen (Bakterien und Pilze) beteiligen können. Man hat in der Praxis beobachtet, 
daß häufig frischer Stalldünger, welcher wesentlich höhere Mengen von wirksamem 
Harnstickstoff enthält als ein alter verrotteter Stalldünger, schlechter wirkt als der letztere. 
Oies ist auf jene Erscheinung zurückzuführen. 
Hie Phosphorsäure. Die beiden herrschenden Phosphorsäuredünger sind das 
Superphosphat und das Thomasmehl geblieben. 
Auch die neueren Versuche haben ergeben, daß das Superphosphat sich mehr für die 
besseren und schweren Böden, das Thomasmehl sich mehr für die Sandböden eignet. 
Küben, welche sehr schnell nach einer leicht aufnehmbaren Phosphorsäure verlangen, 
gibt man zweckmäßig auch auf leichten Böden die Phosphorsäure oder einen Teil 
der Phosphorsäure in Form der wasserlöslichen Superphosphatphosphorsäure, während 
die kalkliebenden Leguminosen mit ihrem größeren Lösungsvermögen auch auf den bes- 
seren Böden für das Thomaemehl sich sehr dankbar erwiesen haben. Die Wirkung der 
Knochenmehlphosphorsäure hat nach den neu angestellten Feldversuchen ihrem Preise 
nicht entsprochen. Rohphosphate, auch die etwas leichter zersetzbaren, wie das Agri- 
kulturphosphat, kommen nach den angestellten Versuchen nur für saure Hochmoorböden in 
Frage. Ein Auswaschen von löslicher Phosphorsäure ist, wie Lpfimeterversuche von 
Gerlach ergaben, bei dem jetzigen Kulturzustand unserer Böden nicht mehr zu befürchten, 
auch nicht auf den Sandböden, welchen man im Laufe der Zahre so viel Kalk zugeführt 
hat, daß dieser die Phosphorsäure zu binden vermag. 
  
Has Kali. Ourch eine stärkere und sinngemäßere Anwendung der Kalisalze ist 
— die Produktion in Deutschland in den letzten 25 Jahren nicht unerheb- 
lich gestiegen. Kalidüngungsversuche, die jetzt die Grundlage für die richtige Anwendung 
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