X. Buch. Il. Eisenbahnen. 347
der größeren Zweckmäßigkeit der eisernen, hölzernen oder der aus Eisenbeton gebildeten
Querschwellen heute weniger nach technischen NRücksichten auf die Sicherheit des GEleises
zu entscheiden, das sich mit Schwellen aller genannten Baustoffe genügend widerstands-
fähig berstellen läßt, als vielmehr nach Rücksichten der Wirtschaftlichkeit, welche je nach
den örtlichen Verhältnissen sehr verschieden sein können, so daß diese Frage von den ein-
zelnen deutschen Eisenbahnverwaltungen auch sehr verschieden beantwortet wird. Wäh-
rend einige ausschließlich getränkte Holzschwellen verwenden, sind andere, z. B. Baden,
zur alleinigen Anordnung flußeiserner Querschwellen übergegangen. Die Eisenbeton--
schwelle steht überall erst im Anfang ihrer Einführung.
Bahnhöfe. Oie gleiche Sorgfalt wie dem Fundament des Eisenbahnwesens, dem
— Gleise, mußte in den letzten Zahrzehnten auch den Bahnhöfen ge-
widmet werden, deren Anzahl in 25 Zahren von 6400 auf etwa 13906 gestiegen ist. Der
steigende Verkehr drängte gerade hier zu den größten Aufwendungen, um seinen Anforde-
rungen gerecht werden zu können. Hunderte von Millionen sind für Um- und Erweite-
rungsbauten, sowie für Neuanlagen von Personen-, Güter-, Verschiebe- und Werkstätten-
bahnhöfen aufgewendet worden, bei deren Ausgestaltung neben den Rücksichten, die auf
Zweckmäßigkeit, schnelle Abwickelung sowie Sicherheit des Betriebes und des Verkehrs
genommen werden mußten, auch die Forderungen der Isthetik und der heimatlichen
Bauweise von Jahr zu Jahr in höherem Maße Berücksichtigung fanden. Nicht leicht
ist es gewesen, in der notwendigen Weise bier Schritt zu halten mit dem Verkehrswachs-
tum, aber es ist unter Anspannung aller Kräfte gelungen. Wohl kein anderes Land
Europas hat heute Personenbahnhöfe aufzuweisen, die in so weitgehendem Maße den
zu stellenden Anforderungen Genüge leisten wie in Deutschland und wohl nirgends
sonst erstreckt sich die Fürsorge der Verwaltung in gleicher Weise nicht nur auf die Bahn-
höfe der großen Städte, sondern auch auf die Bahnhofshochbauten und Personenver---
kehrsanlagen der mittleren und lleineren Orte. Leichte Ubersichtlichkeit der Anlage,
Geräumicgkeit, schienenfreie Zugänge zu den Bahnsteigen, Schutz der wartenden Reisen-
den gegen die Witterung, Trennung der Verkehrsströme, gute Beleuchtung — auf
größeren Bahnhöfen meist elektrisch —, ein der Umgebung angepaßtes Außere des
Bauwerks sind die Hauptgrundsätze, die heute bei der Ausführung deutscher Per-
sonenbahnhöfe beachtet werden, während im Güterverkehr, der meist von dem Per-
sonenverkehr völlig getrennt behandelt wird, das Streben nach möglichster Beschleuni-
gung des Wagenumlaufes und möglichster Verbilligung des Verschiebegeschäftes in
immer steigendem Maße zur Ausnutzung der Schwerkraft, zum Verschieben durch An-
lage geneigter Ablaufberge, nach Befinden mit vorhergehender Gegenneigung (Esels-
rücken), geführt hat. Auch im Güterverkehrswesen ist es, ungeachtet der an einzelnen
Punkten des Bahnnetzes, vor allem im rheinisch-westfälischen Industriegebiet, alle
Vorhersage weit übersteigenden Verkehrserhöhungen, und wenn auch nur unter den
größten Anstrengungen erreicht worden, daß Verkehrsstockungen größerer Dauer ver-
mieden werden konnten, wenn auch kürzere Störungen bei dem Zusammentreffen un-
günstiger Verhältnisse nicht immer zu umgehen gewesen sind.
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