Astronomie, Astrophysik, Geodäsie
Von Prof. Dr. Wilhelm Foerster, Geh. Reg.« Rat in Berlin
Für die erfolgreiche Tätigkeit, welche im letzten Vierteljahrhundert auch in Deutsch-
land auf dem Gebiete der Astronomie und Astrophysik, in regem Zusammenwirken
mit der Geodäsie, sich entfaltet hat, ist nicht bloß der ganze intellektuelle Auf-
schwung Deutschlands, sondern offenkundig auch die freudige Anteilnahme sehr förder-
lich gewesen, welche Kaiser Wilhelm II. der Forschungsarbeit auch auf diesen Gebieten
gewidmet hat.
Dem Zweck des vorliegenden Unternehmens entsprechend wird in den nachfolgenden
Darlegungen nur sachlich zusammenfassend von den Leistungen einer Reihe von deutschen
Astronomen die Rede sein. Ebenso wird von den einzelnen deutschen Warten und In-
stituten, einschließlich der astronomischen Einrichtungen des geodätischen Institutes
auf dem Telegraphenberge bei Potsdam und einschließlich des astronomischen Rechen-
Institutes (jetzt in Berlin-Dahlem) auch nur im sachlichen Zusammenhange berichtet
werden. Die für das allgemeinere Verständnis dabei unumgänglichen didaktischen Er-
örterungen werden die Astronomen entschuldigen.
Kurz vor dem Beginn unseres Vierteljahr-
hunderts war die von dem preußischen
General Baeper ein Bierteljahrhundert vorher begründete erste Entwickelungsstufe
eines organisierten Zusammenwirkens der geodätischen Landesvermessungen der ver-
schiedenen Staaten, miteinander und mit der Astronomie, emporgewachsen zu der alle
Kulturländer jetzt umfassenden Organisation der „internationalen Erdmessung“,
deren Forschungs- und Verwaltungemittelpunkt unter der Führung von Helmert das
vorerwähnte geodätische Institut in Potsdam wurde.
Es traf sich nun glücklich, daß auf der Berliner Sternwarte sehr bald nach diesem
Fortschritt der gemeinsamen Fürsorge für die Erforschung der Erde eine Messungs-
reihe am Himmel gelang, welche ebensowohl für die Astronomie als für die Erdmessung
eine besondere Bedeutung gewann.
Bei Gelegenheit neuer Betrachtungen und Messungen in betreff der sogenannten
Abirrung des Lichtes, richtiger gesagt in betreff der während der nicht momentanen Fort-
pflanzung der Lichtbewegung, das Fernrohr entlang, entstehenden Abirrung der Rich-
tung des Fernrohrs von der wahren Richtung der bezüglichen Lichtstrahlung des Gestirns,
hatte auf der Berliner Sternwarte Küstner unter besonders günstigen Umständen
Der Aufschwung der Erbmessung.
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