Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Vierter Band. (4)

  
X. Buch. Astronomie, Astrophyfik, Geodäsie. 129 
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Rechtätselhafierwatenunsbishetdiefogenanntensleuen 
Sterne, die in wenigen Tagen oder in einigen Fällen auch 
in wenigen Stunden von verschwindend lleinen Helligkeiten 
oder von bereits bekannter geringer Lichtstärke zu Helligkeiten von Sternen erster Größe, 
beller als Sirius, ja sogar in einem Falle beller als Benus aufleuchteten und nach- 
be#x allmählich zu ihrer früheren geringen Helligkeit oder zu gänzlicher Unsichtbarkeit herab- 
sanken. Da hat uns nun das letzte Vierteljahrhundert die Erscheinung eines neuen Sternes 
im Perseus gebracht, deren Verlauf durch gewisse Besonderheiten und durch die sehr ein- 
leuchtende Deutung, die von Seeliger dafür gegeben hat, diesem ganzen Forschungs- 
gebiete wesentliche Erhellung gespendet hat. Oie jetzt möglich gewordene genauere 
spektroskopische und photographische Aufnahme des Verlaufes dieses plötzlichen Auf- 
flammens bis zur ersten Größe und der Begleiterscheinungen des allmählichen Herab- 
sinkens haben den Gedanken gezeitigt, daß ein erheblicher Anteil sowohl an solchen Licht- 
katastrophen, als auch an den periodischen Lichtschwankungen auf einem Ursachengebiete 
zu suchen ist, auf welchem wir ja schon alte Erfahrungen in dem plötzlichen Aufleuchten 
der Sternschnuppen und Feuerkugeln besitzen. Wir wissen ja bereits aus Schiaparelli's 
Untersuchungen, daß nicht bloß unsere Atmosphäre bei dem Eindringen von lleinen Welt- 
körpern mit kosmischen Geschwindigkeiten von mehreren Zehnern des Kilometer pro Sekunde 
ein gewaltiges schnelles Erglühen der Luft und der Eindringlinge selber erkennen läßt, son- 
dern daß auch die Räume unsers ganzen Planetensystems unablässig von mehr oder we- 
niger dichten Scharen solcher kleinen Weltkörper, dem sogenannten kosmischen Staube, 
erfüllt und durchwandert werden, und daß sicherlich auchrein Teil der Kometenerschei- 
nungen, insbesondere auch der Schweiferscheinungen, durch andauerndes oder vorüber- 
gehendes Aufleuchten solcher Staubmassen, z. B. infolge von gewissen elektrischen 
Sonnenwirkungen, aber möglicherweise auch durch bloße Begegnungen mit festeren 
oder loseren Anhäufungen lleinster Massen verursacht werden. Nun hat uns der sogenannte 
neue Stern im Perseus, welcher im Frühjahr 1901 erschien, für den ganzen Verlauf 
seiner Erscheimung im Anschluß an die neueren Nachweisungen jener Naumerfüllungen 
eine völlig plausible Deutung durch von Seeliger gebracht, nämlich die Annahme, daß 
jenes Aufleuchten durch das Eindringen einer vielleicht mit der Geschwindigkeit von meh- 
reren hundert Kilometern in der Sekunde (wie sie auch bei den Sternen schon gemessen 
worden ist) wandernden Sonne in einen ungewöhnlich dicht mit kosmischem Staub er- 
füllten Raum hervorgebracht worden ist. Nachdem der Eindringling einen solchen von 
lleinsten Massen dicht erfüllten Raum mit abnehmender, immerhin noch großer Se- 
schwindigkeit, aber ungeheurer Temperatur- und Lichtentwickelung passiert hatte, ist 
dann diese Sonne allmählich zu der früheren Helligkeit auf ihrer weiteren Wanderung 
wieder hinabgesunken. Sehr merkwürdig und von großer Bedeutung für die Wahrschein- 
lichkeit dieser Erklärung ist aber die durch unsere jetzigen optischen Einrichtungen völlig 
gesicherte Tatsache, daß in der früher noch nicht besonders erforschten Umgebung dieses 
ganzen Vorganges Nebelgebilde in verschiedenen Lagen und Gestaltungen wahrgenom- 
men worden sind. Ja, es sind sogar in gewissen Wanderungen nebeligen Aufleuchtens 
in der Umgebung des Eindringlings Nachwirkungen der gewaltigen Katastrophe durch 
Die sogenannten 
„Neuen Sterne“. 
  
  
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