Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Vierter Band. (4)

  
X. Buch. Physil. 135 
  
Gang der Röntgenstrahlen eine in undurchsichtiges Papier eingewickelte photographische 
Platte, so zeigt sich auf ihr nach der Entwickelung der Platte das Schattenbild eines in 
den Strahlengang gebrachten Körpers, ähnlich so, als ob es von Lichtstrahlen erzeugt 
worden wäre, mit dem Unterschiede jedoch, daß die undurchsichtigen Körper noch teil- 
weise durchsichtig erscheinen. 
Das Aufsehen, welches die ersten Röntgenbilder, im besonderen die bekannte Skelett- 
Hand, kurz nach der Entdeckung der Röntgenstrahlen in der ganzen Welt erregte, sucht 
seinesgleichen. Man war sich klar darüber, daß diese Entdeckung eine große Tragweite 
haben würde; trotzbem aber ahnte wohl niemand, in welchem Umfange direkt und in- 
direkt diese Entdeckung zu weiteren Entdeckungen Veranlassung geben würde, ganz ab- 
gesehen von den praktischen Anwendungen der NRöntgenstrahlen in der medizinischen 
Wissenschaft sowohl zur Diagnose wie auch als Heilmittel, auf die wir hier nicht näher 
eingehen können. Es gab im JZahre 1895 wohl kaum ein physikalisches Laboratorium 
in der ganzen Welt, in dem man nicht mit fieberhaftem Eifer Versuche mit Röntgen- 
strahlen anstellte. Gerade hierin liegt die Ursache für die weitere Erforschung des ganzen 
Strahlungsgebietes. 
Luftpumpen. Die instrumentelle Technik beschäftigte sich mit der Auf- 
Funkeninduktorien. gabe, Röhren für Nöntgenstrahlen zu bauen, die einen 
möglichst bohen Grad der Wirksamkeit zeigen. Das regte 
die Konstruktion gut wirkender Luftpumpen an, die schon auf einem ande- 
ren Gebiete als notwendiges Werkzeug der phypsikalischen Laboratorien gefordert wur- 
den. Die Fabrikation der Glühlampen und die Steigerung ihres Wirkungsgrades durch 
Herstellung hochgradiger Luftverdünnungen hatte hier schon vorbereitend gewirkt. Un- 
gezählte neue Konstruktionen von Quecksilber - Luftpumpen wurden auf den wissen- 
schaftlichen Markt gebracht, und noch heute ist man eifrig mit der Steigerung ihrer 
Leistungsfähigkeit beschäftigt. Besonders mag bei dieser Gelegenheit der von Gaede 
in Freiburg konstruierten Luftpumpen: der rotierenden Quecksilber - Luftpumpe, der 
Kapsel-Luftpumpe und der erst im letzten Zahre konstruierten Molekular-Luftpumpe 
gedacht werden. Eine weitere Forderung, die das Studium der Röntgenstrahlen stellte, 
war die Vervollkommnung der Funkeninduktorien, mit deren Hilfe es möglich ist, die 
hochgespannte Elektrizität zu erzeugen, die die Erzeugung der Röntgenstrahlen zur Vor- 
aussetzung hat. Der Ruhmkorffsche Funkeninduktor erwies sich sehr bald als außerordent- 
lich verbesserungsfähig. Man lernte Induktorien bauen, die bei einem relativ geringen 
Aufwande von Drahtmaterial große Funkenschlagweiten erzeugen. Heute sind Induk- 
torien, die Funkenlängen von 1 Meter und mehr erzeugen, keineswegs selten. Um die 
Wirkungsweise der Funkeninduktorien zu steigern, wurde die Art der Drahtwicklungen 
rationeller gemacht, und es wurden neue Stromunterbrecher mit hoher Frequenz kon- 
struiert. Unter diesen sind die rotierenden Quecksilberstrahl-Unterbrecher, die von ver- 
schiedenen mechanischen Firmen in den Handel gebracht wurden, sowie ganz besonders 
der von Wehnelt 1899 erfundene elektrolytische Unterbrecher erwähnens- 
wert. In welcher Weise die Vervollkommnung der Induktorien nun wieder Unter- 
  
  
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