X. Buch. Allgemeine Naturwissenschaft; Botanik; Abstammungslehre. os
wie den Gedanken an eine Neuentstehung von Materie und von Energie; er glaubt, daß
der uns leer erscheinende Weltraum von überaus kleinen Keimen von Lebewesen erfüllt
sei, die durch den im Raume herrschenden Strahlungsdruck bald diesem, bald jenem Pla-
neten zugetrieben werden, um sich hier, z. B. auf unserer Erde, zur Fülle der Pflanzen
und Tiere zu entwickeln, die wir kennen. Die Bildung der Himmelskörper selbst erscheint
ihm gewissermaßen in der Form von Pendelschwingungen, in denen Weltkörper ent-
stehen und wieder zugrunde gehen, ohne daß ein zeitlicher Anfang und ein zeitliches Ende
dieser Prozesse abzusehen wäre. Dabei sollen sich Sonnensosteme aus Nebelflecken bilden,
Nebelflecken aber wiederum durch den Zusammenstoß von Sonnen entstehen, so daß sich
fortgesetzt eine Umlagerung vom Nebelfleck zum Sonnenstadium und umgekehrt voll-
zieht. Den Zentralkörper eines Nebelflecks soll eine rotierende Gasmasse umlagern,
außerhalb deren andere Gaskugeln mit eingeschlossenen Bruchstücken von Himmels-
körpern als Anfänge von Planeten um die gleiche Achse rotieren. Die Planeten kühlen
sich rascher ab als die Zentralsonne; dabei verdichten sich ihre Sasmassen zu festen Kör-
pern. Es handelt sich nunmehr darum, wie die Nebelflecke und die peripheren Gaskugeln
mit ihren darinsteckenden Kernen entstanden sind. Von Zeit zu Zeit prallen zwei Fix-
sterne in ihrem Lauf aufeinander; dabei ezxplodiert ihre Substanz zu jenen wolkenartigen
Anhäufungen von Materie, die man Nebelflecke nennt, und die tatsächlich im Weltraume
sehr verbreitet sind. Weil alle Sonnen viel staubförmige Materie abstoßen, werden durch
diese die Rebelflecke vergrößert; außerdem sollen Meteoriten durch Zusammenballen
solchen kosmischen Staubes entstehen. Indem in einen Rebelfleck größere Meteoriten
eindringen, können sie zu Anfängen neuer Sterne werden. Vermutlich zieht sich ein
solcher NRebelfleck um einen festen Kern zusammen und steigert dabei allmählich seine
Temperatur, bis er sich in einen Stern verwandelt. Nach und nach nimmt der neue Stern
die Eigenschaften unsrer Sonne an; wenn dann Weteoriten bzw. Kometen in die äußeren
Teile des Nebels einwandern, könmen sie darin die Keime von Planeten und von Monden
werden. ODurch den Zusammenstoß mit den ihnen entgegenstehenden Gasmassen erhalten
sie ihre kreisende Bewegung um die Drehungsachse des Nebels. Einen Anfang und ein
Ende der kosmischen Umbildungen gibt es nicht; denn die pendelnde Bewegung vom
Sonnenstadium zum Rebelfleck und umgekehrt wiederholt sich rhpthmisch. „Ourch solche
Prozesse kann das Uhrwerk des Weltsystems fortwährend in Gang erhalten werden, ohne
daß es abläuft.“ — Mit den Energiegesetzen sucht Arrhenius sich durch die Annahme ab-
zufinden, daß der Arbeitswert der Energie abwechselnd verringert wird bei Himmels-
körpern, die sich im Sonnenstadium befinden, dagegen vergrößert wird bei solchen, die
dem Nebelfleckstadium angehören. Das Syfstem der Sternenwelt wäre somit ein Perpe-
tuum mobile in des Wortes klarster Bedeutung. — Die ersten Keime von Lebewesen, die
unfre Erde bevölkerten, sollen von den Planeten ferner Sonnensysteme stammende
lleine Zellen von etwa 0,00016 mm Durchmesser sein, die durch den im Weltraum herr-
schenden Strahlungsdruck der Erde zugetrieben wurden.
Man sieht, der Autor dieser Kosmogonie schweift unausgesetzt aus dem Gebiete
exakter Naturforschung in das der spekulativen Naturphilosophie hinüber, zum Teil in
den weitestgehenden Hyppothesen; selbst daß er mit einem der anerkanntesten Grundsätze
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