160 Die Chemie. X. Buch.
von kolloidalem Palladium, ebenso von der Ubertragung von Wasserstoff auf un-
gesättigte Kohlenstoffverbindungen in Berührung mit fein zerteiltem Nickel wird später
die Rede sein.
Metallegierungen. Über Metallegierungen ist in rein wissenschaftlicher Rich-
tung besonders von Tammann, ebenso auch von anderen
Forschern in technischer Absicht außerordentlich viel gearbeitet worden. Sehr bemerkens-
wert sind die 1905 von Fritz Heusler aufgefundenen magnetischen Legierungen aus
unmagnetischen Metallen, wie Mangan, Zinn, Kupfer, Aluminium, Arsen, Antimon,
Wismuth und Bor.
Metalle und Wasserstoff. Biel leichter, als man vermuten konnte, vereinigen
sich besonders die Alkali- und Erdalkali-, sowie auch
Erdmetalle mit Wasserstoff zu konstant zusammengesetzten Hydriden. Im JZahre 1902
zeigte dies Moissan für die Alkali- und Erdalkalimetalle, Gautier in Paris für die
Erdalkalimetalle unter Verwendung ihrer Kadmiumlegierungen, Muthmann für Cer
und Lanthan. Das wichtigste Hydrid ist das Kalziumdihpdrid, das mit Wasser um-
gesetzt zur raschen Darstellung von Wasserstoff dienen kann.
Quarzglas, Uviolglas. Synthe- oe een ere e unenghn
tische Kubinen und Saphire. Wetalloryde durch Kohlenstoff reduziert,
sondern sie lassen sich auch schmelzen. Im Knallgasgebläse läßt sich Bergkristall schmelzen
und zu durchsichtigen Apparaten verarbeiten, deren fast unglaubliche Unempfindlichkeit
gegen schroffe Temperaturänderungen für die Ausführung vieler chemischer Versuche
besonders wertvoll ist. Wegen ihrer Ourchlässigkeit für ultraviolette Strahlen dienen
solche Gefäße aus geschmolzenem Bergkristall zur Herstellung der Quarzquecksilberlampe
der Firma Heraeus. Um die Herstellung vonchemisch widerstandsfähigen Glassorten, so-
genanntem Normalglas, machten sich auf Grund zahlreicher wissenschaftlicher Versuche
die Firmen Schott und Zeiß verdient. Die Uviolquecksilberlampe von Schott ist aus
dem für ultraviolette Strahlen durchlässigen Uviolglas angefertigt. In der Knallgas-
flamme wird nach dem 1902 von Verneuil in Paris erfundenen Verfahren der Rubin
in höchster Vollkommenheit sonthetisch dargestellt. Auf dieselbe Weise hat Hermann
Wild sonthetische Saphire gewonnen.
Metallnitride. Außer den weiter oben erwähnten stickstoffwasserstoffsaurem Me-
tallsalzen oder Metallaziden, in denen drei untereinander ver-
bundene Stickstoffatome auf eine Metallwertigkeit kommen, bildet der Stickstoff mit
vielen Metallen sogenannte Nitride, bei denen jede der drei Stickstoffvalenzen, wie bei
dem Borstickstoff, durch eine Metallvalenz befriedigt ist. Diese Nitride zersetzen sich im
Gegensatz zu den gegen Wasser beständigen Metallaziden mehr oder weniger leicht mit
Wasser unter Entwicklung von Ammoniak und Bildung von Metallhpdrorpden. Ma-
quenne in Frankreich stellte 1892 durch Erhitzen der Erdalkalimetallamalgame im Stick-
stoffstrom die Erdalkalinitride dar. Daß die leichte Entstehung der Nitride von Lithium
und Magnesium zur Wegnahme des Luftstickstoffes bei der Bereitung der Edelgase
verwendet wird, findet sich weiter oben bereits erwähnt. Die Nitride von Cer und
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