X. Buch. Die Chemie. 165
zitronrinde: Querzetin, sind von Kostanezki, einem russischen Polen, im Verein mit
mehreren Schülern in den Zahren 1901—1906 spnthetisch dargestellt worden. Den gelben
Flechtenfarbstoff Bulpinsäure aus Cetraria vulpina lehrte 1894 Z. Volhard synthetisch
darstellen. Ungleich verwickelter zusammengesetzt sind die nahe miteinander verwandten
Farbstoffe des Blauholzes und des Rotholzes: das Hämatozxplin und das Brasilin, deren
Konstitution noch nicht völlig aufgeklärt ist. Die meisten dieser Pflanzenfarbstoffe kom-
men, wie Indigo, Alizarin, Querzetin u. a. m., in den Pflanzen, ursprünglich in Ver-
bindung mit verschiedenen Zuckerarten, als Elykoside vor.
Pflanzenriechstoffe. Andere Pflanzenstoffe sind ihres aromatischen Geruches
halber hochgeschätzt und zum Teil bereits sonthetisch dar-
gestellt worden. Besonderes Aufsehen erregte die Abscheidung des Zrons aus dem
ätherischen Ole der Veilchenwurzel, die Ferd. Tiemann und Paul Krüger 1893 ge-
lang. Auf Grund des Einblickes, den diese Forscher in die Konstitution des Jrons ge-
wannen, stellten sie im Jonon einen dem Jron nahe verwandten, und ähnlich nach
Beilchen riechenden Stoff sonthetisch dar. Die Synthese des Zrons selbst erreichten 1909
G. Merling und R. Welde. "
Terpene und Kampher.
Eine Reihe von Forschern wendete sich mit wachsen-
dem Erfolg in den letzten Jahrzehnten der Unter-
suchung der ätherischen Ole zu. Besonders wichtige Bestandteile der ätherischen Ole
sind die als Terpene bezeichneten Kohlenwasserstoffe und die Sauerstoff enthaltenden
Kampher. Die Schwierigkeit der Untersuchung der Terpene lag in der großen Ahnlich-
keit dieser Substanzen und in ihrer leichten Veränderlichkeit, die zu vielen Umwand-
lungen ineinander führt. In erster Linie verdankt man den von Otto Wallach 1884 be-
gonnen und rastlos bis zur Gegenwart fortgesetzten Versuchen die Klärung des schwer
zugänglichen Gebietes und die Einordnung der Terpene in das Sostem der organischen
Verbindungen. Außer Wallach beschäftigten sich erfolgreich mit dem Studium der
Terpene A. v. Baeper, Zegor Wagner in Warschau, W. H. Perkin jun. in England,
Aschan in Helsingfors, Semmler, Auwers, die Franzosen Bouveault, Blanc,
Haller u. a. m. In manchen Fällen, so beim Dipenten, Terpinen, Solvestren und Kar-
veftren, ist bereits die vollständige Soynthese, in anderen Fällen wie beim Pinen, Phellan-
dren, Kamphen und Fenchen wenigstens eine Partialsynthese geglückt. Weit leichter
gelingt die Isolierung und Reindarstellung der Kampherarten, von denen viele durch
großes Kristallisationsvermögen ausgezeichnet sind, andere aus ihren charakteristischen
Derivaten leicht in reiner Form regeneriert werden können. Hervorgehoben sei die
experimentelle Aufklärung der Konstitution des medizinisch und technisch wichtigen
Kamphers durch Zulius Bredt 1893 und die darauf gegründete Soynthese dieses
Stoffes durch Gustav Komppa in Helsingfors 1909.
Kautschuk. Verwandt mit den Terpenen sind die Kautschukarten, die eine so viel-
seitige technische Berwendung finden. Harries zeigte 1905 durch Auf-
spaltung mittels Ozon, daß der Parakautschuk als Polpmerisationsprodukt des Dimethyl--
zoklooktadiens aufzufassen ist, eine Erkenntnis, die sowohl Harries als Fritz Hofmann
zu erfolgreichen synthetischen Versuchen führte, künstlich Kautschuk aus dem einfachen
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