Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Vierter Band. (4)

  
170 Die Chemie. X. Buch. 
  
mung des Kautschuls grundlegende Bedeutung hat. A. Baeyer und Villiger er- 
kannten 1899 in der Caroschen Säure oder Sulfomonopersäure, ein eigenartig wirkendes 
Oxpdationsmittel, mit dem sie karbozyklische Ketone in heterozyklische Laktone umwandeln 
konnten, während die einfachen Ketone und die Aldehnyde in Peroryde übergehen (1900). 
Aus Diäthylsulfat erhielten sie mit Wasserstoffsuperorpd das Athylhydroperoxyd und das 
Diäthylperoxrpd. Wolffenstein zeigte, daß Azeton und Wasserstoffsuperoxyd ein Azeton- 
perox#yd geben (1896) und Trialkplamine in Trialkplaminorpydhydrate übergehen (1901). 
Ein sehr mildes Orpdationsmittel ist in Gegenwart von Eisensalzen Wasserstoffsuperoryd 
für aliphatische Oxpverbindungen, wie Fenton in Cambridge 1894 fand, der damit 
Weinsäure in Diorxymaleinsäure, Glykol in Glykolplaldehpd umwandeln konnte. 
Wir gehen zu Kernsyuthesen über. Eine Methode von 
fast unbeschränkter Anwendbarkeit wurde 1898 von Bar- 
bier in Lyon entdeckt und auf seine Veranlassung von seinem Schüler Grignard aus- 
gebildet, sie beruht auf der Bildung und Anlagerungsfähigkeit organischer Magnesium- 
haloidverbindungen und liefert eine überraschende Möglichkeit der Ausführung von Kern- 
synthesen. Durch Zersetzung der in Ather leicht entstehenden Magnesiumverbindungen 
kann man Kohlenwasserstoffe, Alkohole, Aldehpde, Ketone, Karbonsäuren und manche 
andere Klassen früher schwer zugänglicher Kohlenstoffverbindungen in einfacher Weise 
gewinnen. In außerordentlichem Umfang sind in den letzten 25 Jahren die Sizetessig- 
ester-, Malonester- und Zyanessigestersynthesen angewendet worden. Um ihre Ausge- 
staltung haben sich Ludwig Claisen, Knoevenagel, der Amerikaner Arthur Michael, 
W. H. Perkin jun., Vorländer, W. Wislicenus, K. Anschütz u. a. Forscher erfolgreich 
bemüht. Die Kolbe - Kekulésche elektrolptische Spaltung aliphatischer Mono- und 
Oikarbonsäuren übertrugen 1891 Alex. Crum Brown und Z. Walker in Edinburg auf 
die Salze von Ditarbonestersäuren und erreichten dadurch die Synthese von Dikarbon- 
säureestern. Die Lichtenergie benutzten von 1886 an H. Klinger sowie Ciamician in 
Padua, später Stobbe, der Italiener Paternd, Störmer, Benrath u. a. m., um 
sonst nicht oder nur schwierig herbeizuführende Umsetzungen, Umlagerungen, Auf- 
spaltungen und Synthesen von organischen Verbindungen zu bewirken. Als Lichtquellen 
dienten neben dem Sonnenlicht in neuerer Zeit die ultravioletten Strahlen der Queck- 
silberlampen. Zu den katalptischen Reaktionen gehört die wesentlich von F. Ullmann 
in den letzten Jahren untersuchte reaktionserleichternde Wirkung fein zerteilten Kupfers 
auf im allgemeinen reaktionsträge aromatische Halogenverbindungen. 
Aeue Kernsynthesen. 
  
UÜberblickt man das System der 
organischen Chemie, so sind 
im Laufe der letzten 25 Zahre eine Reihe neuer Körperklassen dargestellt worden, 
von denen eine ganze Anzahl in den vorausgegangenen Abschnitten bereits erwähnt 
wurde. Im nachfolgenden sollen noch einige der merkwürdigeren angeführt werden. 
Manche früher nur in aromatischen Vertretern bekannte Klassen von Verbindungen sind 
auch in der aliphatischen Chemie aufgefunden worden. Aliphatische Jodidchloride lehrte 
Neue Klassen von Kohlenstoffverbindungen. 
  
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